1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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einem Hirten, daß dieser es an seiner Statt thue. Dessen
Frau war aber eben mit einem todtgebornen Knaben nieder-
gekommen, und auf ihre Bitte begrub er diesen; das Kind
der Mandane ließ er aber leben, und hatte seine Freude an
dem herrlich heranwachsenden Knaben, der Cyrus hieß.
Als dieser einst bei einem Soldatenspiele, in welchem er zum
Könige erwählt war, den Sohn eines angesehenen Mannes
ganz derb geschlagen hatte, weil er nicht hatte gehorchen
wollen, so beklagte sich der Vater des Letztern beim Astya-
ges darüber. Dieser ließ den Knaben sogleich holen, der
sich sehr dreist vor dem Könige verantwortete, und von ihm
bald, weil sein Anstand so edel, und seine Gesichtszüge den
seinigen so ähnlich waren, als sein Enkel erkannt wurde.
Er behielt ihn nun fürs Erste bei sich, aber an dem armen
Harpagus nahm der grausame König eine schreckliche Rache,
indem er dessen Sohn heimlich tödten und seine Gebeine bei
einem Mittagsmahle ihm vorsetzen ließ. Das kränkte den
armen Mann tief, und er dachte von der Zeit darauf, wie
er dem Astyages seine Uebelthat vergelten möchte. Es fand
sich dazu auch bald Gelegenheit. Astyages, dm der gehabte
Traum noch immer ängstigte, hatte seinen Enkel nach eini-
ger Zeit wieder zu seinen Eltern zurückgeschickt, weil ihm
Das die Traumdeuter als das sicherste Mittel, dem drohen-
den Geschicke zu entgehen, gerathen hatten. Aber es half
ihm Nichts; denn Gott hatte einmal beschlossen, dem Cyrus
das Reich zu gebm. Dieser war nach und nach zu einem
streitbaren Helden unter seinen Landsleuten, den Persern,
herangewachsen, und Harpagus munterte ihn heimlich auf,
den grausamen Astyages vom Throne zu stürzen. Cyrus
überredete die Perser leicht, ihn in seinem Unternehmen zu
unterstützen, weil sie der Medischen Herrschaft längst über-
drüssig waren. Und wirklich wurde das Heer des Astyages,
der in seiner Verblendung den Harpagus zum Befehlshaber
desselben gemacht hatte, sehr bald überwunden, und der Kö-
nig selbst gefangen genommen, den übrigens Cyrus mit groß-
ßer Achtung behandelte.
Nun aber stellte sich dem Cyrus der König von Lydien,
einer Landschaft Kleinasiens, Namens Krösus, entgegen.
Der war über die Maaßen reich und mächtig. Einst be-
suchte denselben ein weiser Mann aus Griechenland, Solon;
dem zeigte der König alle seine Schätze und seine Herrlich-
keit, und fragte ihn daraus, welchen er für den glücklichsten
Menschen auf Erden hielte. Er dachte aber, Solon sollte