1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Romulus folgten noch sechs Könige Ln einem Zeitraume
von 244 Jahren, welche den neugegründeten Staat durch
mancherlei nützliche Gesetze und Einrichtungen zu befestigen,
vor Allem aber durch Eroberungen zu erweitern suchten.
Weil aber die Könige, sonderlich der letzte, manchmal über-
müthig und gewaltthätig gewesen waren, schafften die Rö-
mer dieselben ganz und gar ab, und gaben sich eine freie
Verfassung, denn es steckte in den Leuten ein gewaltiger Hoch-
muth, und es war des Streitens unter ihnen kein Ende, wer
der Erste sein sollte; die Reichen, die man Patricier nannte,
waren wider die Armen, die Plebejer hießen, und diese ge-
gen jene. Die Regierung des Freistaats wurde in die Hände
des Senats und zweier Consuln gelegt, welche fürstliche
Gewalt hatten, aber immer nur auf ein Jahr gewählt wur-
den, und Rechenschaft von ihrer Regierung ablegen mußten.
Besonders in der ersten Zeit verwalteten sie ihr Amt mit
großer Uneigennützigkeit. Einer unter ihnen, Namens Cin-
cinnatus, hatte diese Würde bereits bekleidet, und da man
seiner Hilfe in einem gefahrvollen Kriege wieder bedurfte,
und ihm die höchste Gewalt im Staate übertragen hatte,
fanden die Abgeordneten, die ihm Dies ankündigen sollten,
ihn nackend hinter dem Pfluge. Einem Andern boten die
Feinde eine große Summe Geldes, damit er ihnen zum Frie-
den verhelfe; er saß aber gerade am Heerde, um Rüben
zu braten, und erwiederte: „So lange ich mit solchen Spei-
sen zufrieden bin, brauche ich euer Geld nicht. Und ich
will lieber über reiche Leute herrschen, als selbst reich sein."
Ueberhaupt liefert diese erste Zeit der römischen Geschichte
viele schöne Züge von unbestechlicher Rechtschaffenheit, so
daß selbst ihre Feinve sich darüber verwunderten. So er-
bot sich dem römischen Consul Fabricius ein gewissenloser.
Leibarzt des Königs Pyrrhus, mit dem die Römer grade
im Kriege begriffen waren, diesen gegen eine angemessene
Belohnung zu vergiften. Sogleich schickte Fabricius den
Brief dem König zu, der voll Erstaunen ausrief: „Ehe
könne die Sonne von ihrem Laufe abgelenkt werden, als
Fabricius von seiner Rechtschaffenheit! " denn er hatte von
eben diesem Manne schon mehrere Proben unerschütterlicher
Pflichttreue empfangen. Derselbe König hatte, hauptsächlich
um dem Fabricius gefällig zu sein-, den römischen Gefange-
nen, die er gemacht, erlaubt, zur Feier eines Festes nach
Rom zu gehen, um sich dann wieder bei ihm einzustellen.
Wie groß war die Versuchung für sie, einmal entronnen