1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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fein zu gebrauchen. Die Engländer haben aber neuerlich
die ruhmwürdigsten Anstrengungen zu feiner Unterdrückung
gemacht. Die Neger sammt den im Süden Afrika's woh-
nenden Hottentotten und Kaffern sind rohe Heiden, aber
eine Menge von Missionaren sind auch hier beschäftigt, das
Christenthum unter ihnen auszubreiten, und ihre Bemühun-
gen sind bereits mit dem schönsten Erfolge gekrönt worden,
was ja billig einen jeden Christen reizen sollte, auch Etwas
für die Mission zu thun. Es finden sich hier junge Chri-
stengemeinden, vor denen sich nicht allein jene alten kopti-
schen Christengemeinden, sondern auch viele der unsrigen
zu schämen haben. Ich glaube z. B. kaum, daß Viele von
unseren Christen einen solchen Eifer für Gottes Wort haben
werden, wie unter den Negern jenes arme alte Mütterchen,
welches, da es durch Krankheit unfähig geworden war, zur
Kirche zu gehen, den dürftigen Ertrag seiner sauern Arbeit
vor Allem dazu anwandte, ein Wäglein sich machen zu las-
sen, und einen Knaben zu belohnen, der sie darin alle Sonn-
tage zur Predigt fahren mußte. Auch ist sehr die Frage,
ob Viele unserer Christen eine solche Feindesliebe beweisen
möchten, als jener alte Negersclave, der von seinem Herrn,
dessen besonderes Vertrauen er genoß, beauftragt wurde,
noch andere Sclaven für ihn auf dem Sclavenmarkte zu er-
handeln. Als dieser hier eines alten abgelebten Sclaven
ansichtig wurde, so gab er seinem Herrn tausend gute Worte,
den solle er doch nur kaufen. Und als dies geschehen, und
der alte Mann in die Besitzung seines neuen Herrn abge-
führt war, so wußte der Neger gar nicht, was er ihm Alles
zu Liebe thun sollte, nahm ihn in seine Wohnung, legte
ihn auf sein Bett, speisete ihn von seinem Tische und tränkte
ihn von seinem Becher. Deß verwunderte sich der Herr
nun gar sehr, und fragte unsern Neger, ob denn der alte
Mann etwa sein Vater sei, daß er ihm so viel Gutes thue.
„Nein," erwiederte der Neger. „Aber dein älterer Bruder?"
— „Auch nicht! " — „Etwa dein Vetter oder sonst ein
Verwandter von dir?" — „Nichts von alle Dem," erwie-
derte der Neger, „er ist nicht einmal mein Freund! " „Nun
denn in aller Welt," sagte der Herr, „was beweget dich
denn zu solcher Theilnahme für ihn?" — „ Er ist mein
Feind, Herr! er verkaufte mich dem Sclavenhändler, und
meine Bibel sagt mir: „Wenn deinen Feind hungert, so speise
ihn, und wenn ihn dürstet, so tränke ihn."
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