1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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ßen Sünder aus Schweden, welchen eure Eltern in ihrer
Einfalt den großen König von Schweden nennen. Dann
beschenkte er die Kinder und ließ sie beten.
9. Das gottselige Kind.
In einer ehrbaren und fröhlichen Gesellschaft junger
Leute ward das bekannte Königsspiel zur Kurzweil hervor-
gesucht, da dann unter andern von dem durch's Loos erwähl-
ten Könige einem Kinde geboten ward, daß es seinem alten
Vater, der zugegen war, neunerlei Ehre anthun sollte. Däs
that es nun ohne langes Bedenken auf folgende Weise: 1)
sagte es: Mein liebster Vater, ich danke euch für alles Gute,
das ihr mir von Kind auf erwiesen, für alle Sorge und
Mühe, die ihr meinethalben gehabt, und für alle Unkosten,
die ihr von dem, was ihr durch euren sauren Schweiß und
Arbeit erworben, auf mich und meine Wohlfahrt verwandt
habt. 2) Küsset es ihm die Hand mit Bezeugung der Dank-
barkeit für alle väterliche wohlgemeinte Züchtigung. 3) Weil
eben Aepfel auf dem Tische waren, nahm's einen, schalet
und zertheilt ihn, und bot die Hälfte dem Vater dar mit dem
Erbieten, wenn es einmal mit Gottes Segen zu einem Stück-
lein Brots kommen und es der Vater bedürfen sollte, daß
es gern mit ihm theilen wollte. 4) Bücket es sich, löset ihm
die Schuh auf, zog sie aus und setzt ihm Pantoffeln hin,
dabei meldend, daß ihm kein Dienst, seinem Vater zu erwei-
sen, gering und verächtlich sein sollte. 5) Weil es etwas
spät auf dem Abend, suchte es ibm seine Nachtgeräthe und
legt es ihm mit holdseligen Geberden hin. 6) Bot es ihm
einen frischen Trunk zum Schlaftrunk. 7) Hielt es dem
Vater seine Backen dar mit Begehren, daß er darauf schla-
gen sollte, zu bedeuten, daß es willig wäre, noch anjetzo
alle väterliche Erinnerung, und wenn sie auch mit Schlägen
geschehen sollte, zu erdulden. 8) Unterstund es sich, den
Vater mit dem Stuhl aufzuheben und von der Stelle zu
versetzen, anzuzeigen, wie bereit es wäre, da es nöthig, den
alten, schwachen Vater zu heben und zu tragen. 9) Kniet
es nieder und begehrte den väterlichen Segen, welchen es
auch empfing, dabei aber dem Vater vor Freuden die Au-
gen übergingen. Gotthold hörte und sah dieses und sprach:
Nun bekenne ich, daß ich mein Lebelang kein lieblicher Spiel
gesehen habe. Wenn ihr also spielt, wie tugendvoll muß
dann euer Ernst sein? hier spielen die Engel mit, und der
Höchste siehet zu und freuet sich. Mein Gott, ich halte für