1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Als er nun wieder horchte, erscholl aus der Ferne der Don-»
ner' eines aufsteigenden Gewitters; da war ihm, als ver-
nähme er die Stimme des göttlichen Gerichtes.
Nun stand er plötzlich auf, eilte nach Hause und gebot
seinen Knechten, die arme Wittwe wieder in's Haus zurück-
zuführen. Aber sie war sammt ihren Kindern in den Wald
gegangen und nirgends zu finden. Unterdeß zog das Ge-
witter herauf und es donnerte und fiel ein gewaltiger Re-
gen. Pohl aber war voll Unmuth und hatte keine Ruhe,
wo er auch ging und wo er auch saß. Am andern Tage
vernahm er, das kranke Kind sei im Walde gestorben, und
die Mutter mit den andern hinweggezogen. Da ward ihm
sein Garten sammt dem Saale und Polster zuwider, und er
genoß nicht mehr die Kühlung des rauschenden Stromes.
Bald danach fiel er in eine Krankheit, und in der Hitze des
Fiebers vernahm er immer des Schilfes Gelispel, und den
rauschenden Strom, und das dumpfe Tosen des aufsteigen-
den Wetters. Also verschied er. Nach Krummach».
46. Der Husar in Neiße.
Als im Anfang der französischen Revolution die Preu-
ßen mit den Franzosen Krieg führten, und durch die Pro-
vinz Champagne zogen, dachten sie nicht daran, daß sich
das Blattlein wenden könnte und daß der Franzos noch im
Jahr 1800 nach Preußen kommen, und den ungebetenen
Besuch wett machen werde, denn nicht Jeder führte sich auf,
wie es einem braven Soldaten in Feindesland wohl an-
steht. Unter Andern drang damals ein brauner preußischer
Husar, der ein böser Mensch war, in das Haus eines fried-
lichen Mannes eur, nahm ihm all' sein baares Geld, so
viel war, und viel Geldwerth, zuletzt auch noch das schöne
Bett mit nagelneuem Ueberzug, und mißhandelte Mann
und Frau. Ein Knabe von acht Jahren bat ihn knieend,
er möchte doch seinen Eltern nur das Bett wieder geben.
Der Husar stößt ihn unbarmherzig von sich. Die Tochter
lauft ihm nach, halt ihn am Dollmann fest, und fleht um
Barmherzigkeit. Er nimmt sie und wirft sie in den Sod-
brunnen, der im Hofe steht, und rettet seinen Raub. Nach
Jahr und Tag bekommt er seinen Abschied, besetzt sich in
der Stadt Neiße in Schlesien, denkt nimmer daran, was
er einmal verübt hat, und meint, es sei schon lange Gras
darüber gewachsen. Allein, was geschieht im Jahr 1806?
Die Franzosen rücken in Neiße ein; ein junger Ser-