1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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herausbringen, als „Pardon!" dachte aber: „es würde
nicht Viel helfen!"
Der Leser denkt vielleicht auch, jetzt wird der Fran-
zose den Husaren zusammenhauen, und freuet sich schon
darauf. Allein das könnte mit der Wahrheit nicht bestehen.
Denn wenn das Herz bewegt ist, und vor Schmerz fast
brechen will, mag der Mensch keine Rache nehmen. Da ist
ihm die Rache zu klein und verächtlich, sondern er denkt:
Wir sind in Gottes Hand, und will nicht Böses mit Bö-
sem vergelten. So dachte der Franzose auch, und sagte:
„Daß Du mich mißhandelt hast, das verzeihe ich Dir; daß
Du meine Eltern mißhandelt und zu armen Leuten gemacht
hast, das werden Dir meine Eltern verzeihen; daß Du meine
Schwester in den Brunnen geworfen hast und ist nimmer
davon gekommen, das verzeihe Dir Gott!" — Mit diesen
Worten ging er fort, ohne dem Husaren das Geringste zu
Leide zu thun, und es ward ihm in seinem Herzen wieder
wohl. Dem Husaren aber war es nachher zu Muthe, als
wenn er vor dem jüngsten Gericht gestanden hätte, und hätte
keinen guten Bescheid bekommen. Denn er halte von dieser
Zeit an keine ruhige Stunde mehr, und soll nach einem
Vierteljahr gestorben sein.
Merke: Man muß in der Fremde Nichts thun, worüber
man sich daheim nicht darf finden lassen.
Merke: Es gibt Unthaten, über welche kein Gras
wächst. Hebn.
47. Ein guter Sohn, der im Glücke sich nicht
seiner geringen Eltern schämt.
In dem Regiment des berühmten, von Friedrich dem
Großen hoch geehrten Generals von Ziethen, stand auch ein
Rittmeister, mit Namen Kurzhagen. ' Er war klug, tapfer
und hatte ein kindliches Gemüth. Seine Eltern waren arme
Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden
auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen
Krieges in Parchim ein.
Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt
gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen,
und erwarteten ihn auf dem Markte. Wie er sie erkannte,
sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freu-
denthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und
aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme
Gäste hatte.