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1. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 312

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
312 nahm die letzte Hälfte ihres Muttersegens: „und sei dein Begleiter!" mit sich in die Ewigkeit. Als aber die Mutter begraben und Franziska in das leere Haus zurückgekommen war, und betete und weinte, und dachte, was jetzt aus ihr werden solle, sagte Etwas in ihrem Inwendigen zu ihr; „Geh nach Holland!" und ihr Haupt und ihr Blick richtete sich langsam und sinnend empor, und die letzte Thrä- ne für diesmal blieb ihr in dem blauen Auge stehen. Als sie von Dorf zu Stadt, und von Stadt zu Dorf betend und bettelnd und Gott vertrauend nach Holland gekommen war, und so Viel ersammelt hatte, daß sie sich ein sauberes Kleid- lein kaufen konnte, in Rotterdam, als sie einsam und ver- lassen durch die wimmelnden Straßen wandelte, sagte wieder Etwas in ihrem Inwendigen zu ihr: „Geh in selbiges Haus dort mit den vergoldeten Gittern am Fenster." Als sie aber durch den Hausgang an der mar- mornen Treppe vorbei in den Hof gekommen war, denn sie hoffte zuerst Jemand anzutreffen, ehe sie an einer Stuben- thür anpochte, da stand eine betagte freundliche Frau von vornehmem Ansehen in dem Hofe, und fütterte das Geflü- gel, die Hähne, die Tauben und die Pfauen. „Was willst Du hier, mein Kind?" Franziska faßte ein Herz zu der vornehmen freundlichen Frau, und erzählte ihr ihre ganze Geschichte. „Ich bin auch ein armes Hühn- lein, das Eures Brotes bedarf," sagte Franziska, und bat sie um Dienst. Die Frau aber gewann Zutrauen zu der Bescheidenheit und Unschuld und zu dem nassen Auge des Mädchens, und sagte: „Sei zufrieden, mein Kind, Gott wird Dir den Segen Deiner Mutter nicht schuldig bleiben. Ich will Dir Dienst geben und für Dich sorgen, wenn Du brav bist." Denn die Frau dachte: „Wer kann wissen, ob nicht der liebe Gott mich bestimmt hat, ihre Vergelterin zu sein!" und sie war eines reichen Rotterdamer Kaufmanns Wittwe, von Geburt aber eine Engländerin. Also wurde Franziska zuerst Hausmagd, und als sie gut und treu er- funden ward, wurde sie Stubenmagd, und ihre Gebieterin gewann sie lieb, und als sie immer feiner und verständiger wurde, wurde sie Kammerjungfer. Aber jetzt ist sie noch nicht Alles, was sie wird. Im Frühling, als die Rosen blühten, kam aus Genua ein Vetter der vornehmen Frau, ein junger Engländer, zu ihr auf Besuch nach Rotterdam, er besuchte sie fast alle Jahre um diese Zeit, und als sie Eins und das Andere hinüber und herüber redeten, und der Vetter er-
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