1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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reich werden möchten, als langsam. Also leuchtet ihm das
Anerbieten des Zirkelschmieds ein. Doch wollte er vorsichtig
sein. „Macht mir morgen früh einen heitern Himmel,"
sagte er, „zur Probe, und ein Paar leichte weiße Wölklein
dran, den ganzen Tag Sonnenschein und in der Luft so
zarte glanzende Fäden. Auf den Mittag könnt Ihr die er-
sten gelben Sommervögel los lassen, und gegen Abend darf's
wieder kühl werden." Der Zirkelschmied erwiederte: „Auf
einen Tag kann ich mich nicht einlassen, Herr Schulz. Es
trägt die Kosten nicht aus. Ich unternehm's nicht anders,
als auf ein Jahr. Dann sollt Ihr aber Noth haben, wo
Ihr Eure Frucht und Euren Most unterbringen wollt!"
Auf die Frage des Schulzen, wie Viel er für den Jahrgang
forderte, verlangte er zum Voraus Nichts, als täglich einen
Gulden und freien Trunk, bis die Sache eingerichtet sei,
es könne wenigstens drei Tage dauern, „hernach aber von
jedem Eimer Wein, den Ihr mehr bekommt," sagte er, „als
in den besten Jahren, ein Viertel, und von jedem Malter
Frucht einen Sester." — „Das wär' nicht Veil," sagte der
Schulz. Denn dort zu Lande sagt man Veil statt Viel,
wenn man sich hochdeutsch erpliziren will. Der Schulz be-
kam Respekt vor dem Zirkelschmied und erplizirte sich hoch-
deutsch. Als er nun aber Papier und Feder aus dem
Schränklein holte, und dem Zirkelschmied das Wetter von
Monat zu Monat vorschreiben wollte, machte ihm der Zir-
kelschmied eine neue Einwendung: „Das geht nicht an,
Herr Schulz! Ihr müßt auch die Bürgerschaft darüber hö-
ren. Denn das Wetter ist eine Gemeindesache. Ihr könnt
nicht verlangen, daß die ganze Bürgerschaft Euer Wetter an-
nehmen soll." Da sprach der Schulz: „Ihr habt Recht!
Ihr seid ein verständiger Mann!"
Der Leser aber ist nun der Schelmerei des Zirkel-
schmieds auf der rechten Spur, wenn er zum Voraus ver-
muthet, die Bürgerschaft sei über die Sache nicht einig ge-
worden. In der ersten Gemeindeversammlung wurde noch
Nichts ausgemacht, in der siebenten auch noch Nichts, in der
achten kam's zu ernsthaften Redensarten, und ein verständi-
ger Gerichlsmann glaubte endlich, um Fried' und Einigkeit
in der Gemeinde zu erhalten, wär's am besten, man zahlte
dem Wettermacher aus, und schickte ihn fort. Also beschied
der Schulz den Wetlermacher vor sich: „Hier habt Ihr Eure
neun Gulden, Unheilstifter, und nun thut zur Sache, daß
Ihr fort kommt, eh' Mord und Todtschlag in der Gemeinde