1861 -
Eisleben Leipzig
: Klöppel G. E. Schulze
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Zeit mehr gelassen zum Wiederaufziehen, sondern hatte ihn
dabei aufgefressen. Da kam zum Glück der alte Jobst,
der Jäger, der den Wolf schon von Weitem singen, den
Geiger aber in der Nähe geigen hörte. Dieser zog den
Kapellmeister gerade noch zur rechten Zeit von dem hun-
grigen Wolfe heraus, und erlegte dann diesen. Der Kapell-
meister ging aber ganz still seines Weges und nahm sich
vor, künftig lieber am Tage und auf geradem Wege nach
Hause zu gehen. Das Geigen im Wirthshaus war ihm
auch so ganz entleidet, daß er zu seinen Kameraden sagte,
er wollte sich lieber mit der Nähnadel (denn er war ein
Schneider) sein tägliches Brot erzeigen, und wenn er ein-
mal Eins auf Saiten aufspielen wollte, thät er's lieber in
der Kirche als im Wirthshaus, denn von da sei ein gerader
sicherer Weg nach Hause, sei auch nicht so weit dahin, als
vom Wirthshaus.
75. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze
Welt gewönne!
In einem Dorfe Vorpommerns starb zu Anfang dieses
Jahres ein alter Bauersmann, der seine letzten Lebensjahre
in dem Hause einer seiner verheiratheten Töchter zugebracht
hatte. So gering auch seine Verlassenschaft war, fo reizte
sie doch die Habgier der Tochter und ihres Mannes, welche
gar zu gerne es so eingeleitet hätten, daß ihnen ein größerer
Theil zugekommen wäre, als ihnen nach dem Rechte ge-
bührte. Namentlich sannen sie darauf, sich eines Schuld-
scheins über 25 Thaler ztl bemächtigen, die er ihnen angeliehen
hatte, und manchmal war die Art und Weise, wie dieses
zu bewerkstelligen sein möchte, der Gegenstand ihrer Gespräche.
Eines Abends, da sie gerade wieder davon sprachen, aber
leise, damit das dreizehnjährige Töchterlein Nichts davon hö-
ren möchte, mühte sich Letzteres gerade damit ab, seinem et-
was schwer fassenden Gedächtnisse den Spruch einzuprägen:
„Was.hülfe es dem Menschen u. s. w." Nach ihrer Ge-
wohnheit Pflegte das Mädchen laut zu lernen, und wieder-
holte wohl hundertmal in seiner eintönigen, singenden Weise
den Spruch. Anfangs achteten die Eltern wenig darauf;
endlich aber fing ihnen doch die ewige Wiederholung dieser
mit ihrem Gespräche im entschiedensten Widerspruche stehen-
den Worte an, lästig zu werden; der Vater sagte daher dem
Kinde: „Du könntest auch leise lernen!" Das Kind folgte
eine Zeitlang, aber bald wurde es wieder lauter, und der