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1. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 340

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
340 93. Segen wird zum Fluch. General Steenbok war der Anführer des schwedi- schen Heeres, das im Jahre 1713 die Stadt Altona ab- brannte. Das Unglück von der Stadt abzuwenden, wurden Abgeordnete an den General gesandt, an ihrer Spitze der lutherische Prediger Johannes Sasse. Dieser warf sich vor Steenbok auf die Kniee nieder und flehte um der Wunden Jesu willen um Erbarmung für die Stadt. „Um der Wun- den Jesu willen haben die Russen keines einzigen Schweden geschont," antwortete der General, und warf den Prediger etwas unsanft zurück. Aber dieser ließ sich nicht abweisen und suchte bei der letzten Unterredung des Generals erbit- tertes Gemüth sanfter zu stimmen. Alles Bitten und Flehen half aber Nichts, sondern Steenbok entschuldigte sich damit, daß er auf höhern Befehl handle. „Wenn dies ist," sagte nun Sasse mit festem Ton, „wenn Sie auf höhern Befehl die arme Stadt in Flammen setzen müssen, selbst unschuldig an dieser schrecklichen That: so nehmen Sie den Segen des Herrn, der einst unser Aller Richter sein wird, mit auf Ihr Gewissen!" Und somit segnete er den General zu der grauen- vollen Stunde mit den bekannten Worten ein: „Der Herr segne Dich und behüte Dich, der Herr lasse sein Antlitz über Dir leuchten und sei Dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden! Amen." Steenbok zitterte und bebte bei diesem Segen und dennoch führte er sein schreckliches Vorhaben aus! Aber von Stund' an ging es ihm, wie dem General Tilly, da er im dreißig- jährigen Kriege mit unmenschlicher Grausamkeit Magdeburg verheert hatte; das Glück wich von dem Augenblick an von ihm, und das Ende des schwedischen Kriegs in Deutsch- land war, daß der General bei Tönningen die Waffen stre- cken und sich mit seiner ganzen Armee den Dänen gefangen geben mußte. Steenbok selbst endete einige Zeit darauf im Gefängniß, und auf dem Todtenbette sagte er dem Predi- ger, der ihm noch das Abendmahl reichte: „Kein Fluch von Denen, gegen die ich im Kriege gefochten habe, liegt so schwer auf meiner Seele, als dieser Segen des Predigers; er wird mich in meinem Todeökamvfe noch foltern, denn gräßlich war er für mich in seinen Folgen."
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