1847 -
Giessen
: Heyer
- Autor: Varentin, Schlez, Johann Ferdinand, Cannabich, Johann Günther Friedrich, Sackreuter, Carl Ludwig, Dieffenbach, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Naturlehre.
als Flämmchen entzündeter brennbarer Luft, die aus Dumpfen,
Kirchhöfen, auf Schlachtfeldern, Viehangern :c. aufsteigen. Man
kann künstlich eine Luftart erzeugen (Phosphorwasserstoffgas),
welche sich an der gewöhnlichen Luft ganz von selbst entzündet, und
vermuthet, daß sie, da dieselbe sich bei dem Faulen von Fischen und
allerlei Gewürm in stehenden Gewässern, Sümpfen re. auch erzeugt,
die Irrwische verursache. — Wer, anstatt auf den Weg zu sehen,
seine Augen voll Angst nach dem Irrlichte richtet, kann leicht irre
gehen ; liegt ihm dabei der abergläubische Schreck in den Gliedern,
so meint er wohl gar, das Irrlicht fitze ihm auf dem Nacken.
Feuerspeiende Berge oder Vulcane kennt man gegen 200;
aber nur wenige davon befinden sich in Europa. Die bekanntesten
europäischen sind : Der Vesuv unweit Neapel, der Ätna auf Sici-
lien und der Hekla auf Island. Die Naturforscher betrachten die
Vulcane gewissermaßen als die Schornsteine eines ungeheuren unter-
irdischen Feuers. Da sie nämlich fanden, daß viele Gebirge ehemals
geschmolzen gewesen sein müssen, und außerdem in tiefen Bergwerken
und Brunnen bemerkten, daß die Erde um so wärmer wrrd, se
tiefer man hinunter kommt (die Erdwärme nimmt nämlich je bei
80—90 Fuß Tiefe um 1 Grad Celsius zu, so daß man etwa in
der Tiefe von 1 Stunde schon alles Blei geschmolzen finden würde,
wenn man so tief kommen könnte); so glauben sie, die Erde sei im
Inneren ganz glühend und alles daselbst geschmolzen. Sie nennen
dieß das Centralfeuer. Sie glauben ferner, daß wenn auf dem
Meere durch Spalten in der Erde Wasser zu diesem Centralfeuer
käme (die Vulcane liegen meistens nicht sehr weit von Meere), die
dadurch entstehenden Dämpfe oder auch die Dämpfe des Central-
feuers selbst sich mit entsetzlicher Gewalt durch die Vulcane oder sonst
wo einen Ausweg suchen, dabei von der geschmolzenen Masse (Lava)
vor sich hertreiben und dieselbe durch die Öffnungen der Vulcane
ausstoßen. Wo sie durchbrechen, bildet sich eine trichterförmige Oeffnung
(ein sogenannter Krater); ein schwarzer Rauchqualm, mit Asche ver-
mengt , steigt empor und verfinstert die Luft, während sich in dem
Berge gleichsam alle Eingeweide mit Donner bewegen. Dann bricht
gewöhnlich die Flamme los und wirft oft mächtige Stücke Felsen
und Bimsstein so hoch in die Luft, daß sie Meilen weit umher fah-
ren. Zuletzt folgt ein Strom glühender Lava, welche mehr oder we-
niger den Schlacken aus Schmelzhütten und Schmiedeeffen gleicht,
ganze Städte und Felder verheert und zuweilen mehrere Ellen hoch
daher strömt. Bloß die Asche des Vesuv hat schon ganze Städte
verheert; z. B. 70 Jahre nach Christi Geburt die Städte Hercula-
num und Pompeji, deren verschütteten Überresten man heute noch
nachgräbt. — Einige der neuesten und furchtbarsten Ausbrüche des
Vesuv ereigneten sich 1760,' 1794, 1798, 1822 und 1839.