1847 -
Giessen
: Heyer
- Autor: Varentin, Schlez, Johann Ferdinand, Cannabich, Johann Günther Friedrich, Sackreuter, Carl Ludwig, Dieffenbach, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte der neuen Zeit.'
mit Napoleon an der Spitze unter dem Namen des Rheinbundes
an deren Stelle gesetzt. Der deutsche Kaiser, Franz Ii., welcher sich
1804 zum Erbkaiser von Oesterreich erklärt hatte (als solcher
Franz I.), legte nun natürlich die deutsche Kaiserwürde ganz nie-
der. — Im Herbste darauf rückten die Preußen gegen Napoleon
nach Sachsen vor; die Schlacht bei I?na f14. Oct. 1806] öffnete
ihm den Weg nach Berlin , wo er 14 Tage darauf einzog. Unter-
dessen rückten die mit Preußen verbündeten Russen heran. Der Kampf
mit diesen dauerte bis 1807, worauf der Friede zu Tilsit zu Stande
kam. Durch diesen verlor Preußen sein halbes Gebiet. Aus seinen
Provinzen auf der linken Seite der Elbe und aus den weggenom-
menen Ländern des Herzogs von Braunschweig und des Kurfürsten
von Hessen bildete Napoleon das Königreich Westphalen mit der
Hauptstadt Cassel, welches sein jüngster Bruder, Hieronymus, be-
kam. Der zugleich zum König erhobene Kurfürst von Sachsen er-
hielt das neu gegründete Herzogthum Warschau.
Um England, dem er nicht beikommcn konnte, zu schaden, verord-
nete Napoleon zu Berlin im I. 1806 eine "allgemeine Sperre
des Festlandes gegen dasselbe. Die pyrenaische Halbinsel
stand indessen noch nicht unter seinem Einflüsse und hinderte ihn also
an der vollständigen Einführung der Sperre. Auf dieses Land war
daher nun sein Augenmerk gerichtet. Im I. 1807 zog deshalb ein
franz. Heer in Lissabon ein, von wo sich die Königsfamilie nach
Brasilien flüchtete. Auch das span. Regentenhaus wußte er im
folgenden I. vom Throne zu verdrängen, auf den er seinen Bruder
Joseph von Neapel berief, welches letztere sein Schwager Mü-
rat erhielt. Die spanische Nation erhob sich jedoch gegen ihre Un-
terdrücker, was nun auch die Portugiesen unter Bejhllfe der Eng-
länder thaten. Napoleon sah sich daher dort in seiner Siegesbahn
gehemmt und hat die Halbinsel nie ganz bezwingen können.
Oesterreich griff im Frühlinge 1809 noch einmal zu den Waffen.
Napoleon eilte aber aus Spanien herbei und drang nach mehre-
ren Siegen im südl. Deutschlande rasch in die Länder desselben ein.
Seinen großen Verlust in der Schlacht bei Aspern machte er durch
den Sieg bei Wagram wieder gut. Durch den Friedensschluß zu
Wien verlor der Kaiser Franz abermals etwa Hz seiner Besitzungen.
Die treuen Tyroler hatten durch ihren Aufstand den Zweck, wieder
mit Oesterreich vereinigt zu werden, nicht erreicht. — In demselben
Jahre hob Napoleon die weltliche Macht des Papstes vollends auf
und unterwarf dessen Gebiet seiner Herrschaft. — Bald darauf trennte
er sich von seiner ersten Gemahlin Iosephine und vermählte sich
mit Marie Louise, einer Tochter des österr. Kaisers, der Mutter
des wieder verstorbenen jungen Napoleon. Dadurch, so wie durch
die Berufung des franz. Marschalls Bernadotte zur Thronfolge
in Schweden, schien Napoleons Herrschaft von neuem befestigt
zu sein. Doch gerade seit jener Zeit nahm sein Schicksal eine an-