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1. Das Vaterland - S. 8

1856 - Darmstadt : Diehl
8 willen auch wohl auf das Gesicht schlafender Menschen legt. Über- haupt ist es zu tadeln, wenn manche Personen die Freundschaft mit Hunden und Katzen bis zur Verwöhnung und Verzärtelung treiben und wohl gar Menschen hungern und frieren lassen, während sie ihre Lieblingsthiere mit Leckerbissen füttern und auf Polster und an den warmen Ofen legen. Bis zu welcher Thorheit und Hartherzigkeit diese Liebhaberei ausarten kann, davon können statt vieler Exempel folgende zwei dienen. In Leipzig starb vor, ich weiß nicht wie viel Jahren, ein Paar alte kinderlose Leute, welche ein Windspiel, also einen Hund, welcher eher ans die Jagd als in das Haus gehört, wie ein Kind behandelten und verzärtelten. Kam das Weihnachtsfest, so putzten sie jedesmal ein Tannenbäumchen für ihren hochbeinigen Hund, besteckten es mit Wachs- lichtchen und hängten an jeden Zweig eine Bratwurst. Wenn nun der Hund eine nach der andern hinabschlang und sich den Magen bis zum Zerplatzen überlud, so hatten sie ihre kindische Freude daran. Noch ärger ist, daß eine vornehme Frau ihren kleinen Sohn ein- mal mit Füßen trat, weil er ihre Lieblingskatze unversehens auf die Pfote getreten hatte. Und wenn es der Knabe mit Willen gethan hätte, so wäre es ihm nicht sehr zu verargen gewesen. Denn die Köchin schnitt ihm öfters ein Stückchen trockneö Brod ab und streute Salz darüber, während sie dem Kätzchen ein gebratenes Täubchen anrichtete. Daß sowohl der Hund als die Katze, obwohl gezähmt, zu den Raubthieren gehören, läßt sich leicht aus ihrem Gebiß und ihren Kral- len abnehmen. Nur Fleisch-sressende Thiere bedürfen dergleichen. Zwar haben jene Beiden sich fast an alle Speisen gewöhnt, welche der Mensch ihnen vorsetzt, und der Hund insbesondere ist ein sehr genügsames Thier, dem es weniger aus die Art der Speisen, als aus ihre Menge ankommt; allein wenn sie die Wahl haben, so ziehen doch Hunde wie Katzen allemal Fleisch den Speisen aus dem Pflanzenreiche vor. Die Katze setzt ihre natürliche Raubgier gegen Mäuse, Ratten und Vögel fort und Jagdhunde, welche nicht unter guter Aufsicht gehalten werden, jagen ebenfalls sehr gern zu ihrem eignen Vortheil. Auch ist die Katze ihren Stammverwandten, dem Tiger, Leoparden, Panther, Luchs und selbst dem Löwen ähnlich genug, um anzudeuten, daß sie eigentlich für dieselbe Lebensart geschaffen ist. Und die noch ähnlichere wilde Katze lebt ja in unseren Wäldern ebenso räuberisch als der Tiger in den asia- tischen, nur daß blos kleinere Thiere: Vögel, Eichhörnchen, Hasen u. dgl. ihre Beute werden. Der Hund gehört zu einer anderen Familie von Ranbthieren, denen er aber oft täuschend ähnlich ist. Der Wolf ist nämlich ganz leicht mit einem starken Metzgerhunde zu verwechseln, und der Fuchs kann von weitem gesehen recht gut für einen Hund passiren. lind noch näher kommt ihm der Schakal, welcher im jüdi- schen Lande lebt und welcher ohne Zweifel unter den Füchsen zu ver- stehen ist, welche Simson fing. Auch die gräßliche Hyäne, welche die Leichname ausscharrt, ist mit dem Hunde einigermaßen verwandt, Was man schon daraus abnehmen kann, daß die Hunde sich auch durchaus nicht vor Aas und Leichnamen ekeln.
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