1856 -
Darmstadt
: Diehl
- Autor: Curtman, Wilhelm Jakob Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ausgegeben und angenommen. Wichtiger für uns ist die Muschel, wovon
die Perlen und die Perlmutter kommt. Die Letztere ist die geschliffene
Schale, die Ersteren finden sich als Kügelchen im Inneren neben dem
Thiere. Wegen des hohen Preises der schönen Perlen wagen sich Taucher-
auf den Grund des Meeres und reißen dort die Muscheln von den Fel-
sen ab. Leichter hat man es mit den Flußperlenmuscheln, welche sich
auch in Deutschland, B. in Sachsen und Böhmen finden, aber freilich
auch lange nicht so theuer bezahlt werden. Die gewöhnlichen Perlen
kommen aber gar nicht aus Muscheln, sondern werden aus Glas oder
aus Fischschuppen nachgemacht.
Die bei uns einheimischen Landschnecken machen zwar mit ihren Ge-
häusen wohl den Kindern Vergnügen, bringen aber keinen erheblichen
Nutzen. Denn daß sie von Gutschmeckern gegeffen, und deßhalb an eini-
gen Orten sogar gemästet werden, Das will darum nicht Viel sagen,
weil eben doch Niemand leicht davon satt wird. Und der Schaden, wel-
chen manche Schneckenarten auf dem Felde und in den Gärten thun,
wiegt jedenfalls jenen Nutzen wieder aus. Besonders in nassen Jahren
vermehren sich die Schnecken in einem verderblichen Grade, und Wer ekel
ist, mag oft schon darum den Salat nicht, weil man auf den Blättern
die glänzenden Spuren der darüber kriechenden Schnecken sieht. In un-
seren Flüssen gibt es auch eine Muschel, deren Gehäuse aus einer doppel-
ten Schale besteht. Die Maler reiben in solchen Schalen oft ihre Far-
den und in den Küchen benutzt man sie, um Töpfe auszukratzen.
68. Die Spinne.
Den Namen hat dieses Thier von der Eigenschaft, aus einigen
Warzen seines Hinterleibes feine Fadchen zu ziehen und nach Bedarf
zu doppeln und zu zwirnen. Die Fädchen sind so unendlich fein, daß
man bei den Versuchen, Seide daraus zu verfertigen, 600000 Spinnen
nöthig fand, um ein Pfund Seide zu liefern. Da nun die Spinnen
zugleich sehr ungesellige, bösartige Thiere sind, welche sich unter einan-
der selbst auffressen, so wird man auf den Vortheil, der aus ihren Ge-
spinnsteu zu ziehen wäre, wohl verzichten müssen. Allein bewunderns-
würdig bleiben dieselben nichts destoweniger. Man achte nur einmal
recht auf die Geschicklichkeit, womit sie die zahlreichen aus den Öffnun-
gen ihres Leibes gezogenen Fädchen in ein einziges verwandeln, wie
sie durch Laufen oder Anhängen dieses verlängern, dann wieder ein-
ziehen und sich daran in die Höhe ziehen. Wie sie ihr Gewebe regel-
mäßig und zweckmäßig für ihren Aufenthalt und Fang einrichten, wie
sie die Entfernung der Querfäden mit den Hinterbeinen abmessen, wie
unverdrossen sie Tage und Nächte solchen Arbeiten obliegen, Das hat
Jedermann Gelegenheit zu sehen. Und man verzeiht ihnen darum ihr
häßliches Aussehen und selbst ihr hinterlistiges Benehmen einigermaßen.
Denn allerdings ist der mit dem dicken Hinterleib sehr dünn verbun-
dene Kopf sammt den krabbelnden und bisweilen haarigen 8 Beinen,
ihre 6 bis 8 des Nachts leuchtenden Augen schon nicht sehr empfehlend,
obgleich die kreuzähnliche Zeichnung auf dem Rücken der Kreuzspinne
schön genannt werden kann. Allein Was die Spinnen mehr verhaßt
macht, das ist doch wohl ihr einsames lauerndes Leben, die Blut-