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1. Das Vaterland - S. 122

1856 - Darmstadt : Diehl
— 122 _______ 88 Die Frühlingsblumen. Endlich ist der Winter mit seinem starren Frost und Schttcc gc- wichen, die Sonne besiegt die Kälte und ihre Strahlen dringen erwär- mend in den Boden ein. Noch sind zwar die Bäume nicht belaubt, aber die Knospen schwellen auf, und hier und da brechen schon Blüthen her- vor. Aus der Erde dringen grüne Grasspitzen und hinter dem Schutze der Hecke zeigen sich auch schon die Schneeglöckchen in voller Blüthe, als die ersten Verkündiger des Frühlings. Zu einer anderen Zeit wür- den ihre einfachen Blüthen mit ihrem unangenehmen Gerüche nicht soviel Aufmerksamkeit erregen, aber jetzt nach so langer Entbehrung betrachten wir sie mit dem größesten Wohlgefallen. Auch einige Veilchen wagen sich schon mit ihren bescheidenen dunkelblauen Blümchen aus den herz- förmigen Blättern hervor, und werden ihren Kelch bald weiter öffnen und ihren Duft in dem ganzen Umkreise verbreiten. Noch aber ist es nicht Zeit, ganze Sträußchen zu pflücken, und in Töpfchen in die Stube zu stellen oder gar Kränze daraus zu winden. Wie gering jetzt noch die Ansprüche an den Blumenflor sind, sieht man daraus, daß der frische Rasen mit seinen unbedeutenden Gänseblümchen schön gefunden wird, und wie nicht blos Kinder, sondern auch Erwachsene dieselben als Zei- chen einer schöneren Jahreszeit begrüßen. In wenigen Tagen werden auch die gelben Schlüsselblumen ihren Kelch öffnen, die blassen Knospen sieht man schon deutlich aus dem Grase der Wiesen hervor- ragen, und die Bienen werden nicht säumen auf ihren ersten Ausflügen die Süßigkeit dieser Blüthen zu benutzen. In den Gärten hat die Kunst schon manches Schöne hervorgelockt, was ohne menschliche Pflege gewiß noch nicht zu sehen wäre. Welch herrlicher Flor von Aurikeln und Primeln! braun, röthlich, gelb, einfarbig oder mit Einfassungen und Alles wie mit Sammet überzogen. Am niedlichsten sieht der Staub aus, mit welchem diese Blumen gleich- sam bepudert sind, und wodurch die Hauptfarbe so niedlich durchleuchtet. Die Stöcke sind niedrig am Boden, man meint, sie scheuten sich ckn der Höhe von dem Froste getroffen zu werden. An Blättern und Stengeln sieht man, daß Aurikel rind Primel irichts Anderes sind als veredelte Schlüsselblumen. Noch reizender sind die reichen Blüthentrauben der Hyazinthen. Der ganze Stengel ist mit Blumen überdeckt und diese Blumen sind so zier- lich gestaltet, so prachtvoll gefärbt, daß man nach den fast schilfartigen Blättern nicht fragt und auch den Mangel des Duftes nicht sehr beach- tet. Hinter den Fensterscheiben des Zimmers hat man schon im Januar die herrlichsten Hyazinthen gesehen, denn in Töpfen treiben die Zwiebeln, sobald nur einige Sonnenstrahlen die Ofenwärme unterstützen. Auch den Tulpen und Narzissen sieht man an, haß sie bald ihre Blüthen öffnen werden, dann wird der ganze Garten ein großer Blüthenflor sein, denn zu dieser Zeit sind auch die Obstbäume mit ihrem Prachtkleide bedeckt und die Bienen wissen nicht, wohin sich zuerst wen- den. Und geht man in den grünenden Wald, so begegnet uns das schneeweiße Maiglöckchen oder die Maiblume, welche durch ihre in einer gebogenen Reihe hängenden Glöckchen das Auge, wie durch ihren Duft den Geruch ergötzt. Auch das große hellgrüne Blatt bildet eine schöne Hülle um diese Zierde unserer Wälder. Nicht alle Kinder, welche
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