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1. Das Vaterland - S. 169

1856 - Darmstadt : Diehl
169 Deutschland, wo sie, besonders in den Gebirgsstrichen, stärker ausgedruckt sind. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen regelmäßigen, schlanken Wuchs. Eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen des nördlichen Deuschlands und die Großstädterinnen aus. Jiu Allgemeinen sind die Deutschen größer als die Franzosen, Spanier, Italiener, Ungarn und Rüsten, etwa gleich mit den Engländern und Griechen, wohl etwas kleiner als die Schweden. An Körperkraft dürften die Deutschen schwer- lich einem anderen Volke Europa's nachstehen, an Gewandtheit werden sie von den Franzosen und Spaniern übertroffen. Eine Ausnahme von dem gewöhnlich guten Gesundheitszustände machen mehrere Alpenthäler Oesterreichs und einige Gegenden des- Neckarthales, wo sich die Erschei- nung von Kröpfen und Kretinismus darbietet. Die von diesem Übel be- hafteten Menschen, gewöhnlich Kretinen genannt, haben bei einer großen Geistesschwäche und Stumpfheit der Sinne, eine schlaffe, matte Haut, ein faltiges, aufgedunsenes Gesicht, kleine Augen, großen Mund, dicke Lippen, oft 3 bis 4 herabhängende Kröpfe und geben ein widerliches Grunzen, Krähen, Schnarchen und Stöhnen, statt der Sprache von sich. An Verstand stehen diese Unglücklichen beinahe unter den Thieren und eines Unterrichtes sind sie kaum fähig. Durch ihre Gefräßigkeit und Unvernünftigkeit werden sie natürlich ihren Angehörigen lästig. Gleich wohl ist es Unrecht, sie deßhalb zu mißhandeln und dadurch ihren schwa- chen Geist noch mehr niederzudrücken. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind: Roggen- brod, in Süddeutschland weißer als in Norddeutschland swo besonders in Westphalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte, grobe, aus zweimal geschrotenem Roggen, in Form ungeheurer Laibe bereitete Brod zu Hause iftj, Kartoffeln besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschme- ckend zu bereiten weiß. Fleisch und Fische kommen mehr in Norddeutsch- land als in Süddeutschland vor, Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwa- den, Baiern und Oesterreich als im Norden. Kaffee ist seit 100 Jahren allgemein verbreitet und vertritt bei den niederen Ständen oft die Stelle der Mahlzeiten. Bier findet sich am meisten in Norddcutschland, dann in Sachsen und Baiern. Letzteres ist durch sein Bier, das für das beßte in Deutsch- land gilt, vorzüglich berühmt. Wein ist mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland. Milch wird vorzugsweise in den Alpenländern, Thee an den Küsten der Nordsee verbraucht. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks, so daß andere Völker darüber spotten, allein das Kauen desselben, welchem die Nordamerikaner ergeben sind, gilt bei uns für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklaffe. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode, regiert besonders in den Städten, um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen den Modegesetzen gehorchen, welche Paris und London vorschreiben. Die untere Klasie, hauptsächlich in den Gebirgsgegenden und auf dem Lande hat noch manches Eigenthümliche in der lang hergebrachten Tracht. Doch verdrängt auch hier der immer weiter um sich greifende Luruö nach und nach die wenigen Spuren der vormals bestandenen und beliebten Trachten, an denen man jeden Bewohner leicht nach seiner heimischen Gegend er-
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