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1. Das Vaterland - S. 170

1856 - Darmstadt : Diehl
170 kennen konnte, und welche durch Dauerhaftigkeit und Wohlfeilheit bei weitem den Vorzug vor der modischen Kleidung verdient. Die gewöhnlichsten Veranlassungen zum Vergnügen geben die Jahr- märkte, Kirmsen oder Kirchweihen, Taufen und Hochzeiten, die Scheiben- und Vogelschießen, die Weinlesen, die Erntefeste k. Auch haben manche Städte und Orte ihre ihnen eigenthümlichen Volksfeste. Tanz, Musik, Kegel-, Würfel- und Kartenspiele sind leider beliebter, als für Sittlich- keit unv Wohlstand des Volks zu wünschen wäre. Doch gibt es immer noch Gegenden, wo die gute Sitte die verderblichen Spiele abhält. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen, und man darf nicht erst in entfernte Länder zu halbwilden Völkern, sondern nur auf die Alpen gehen, um zusammengehäufte Steinklumpen, mit einem innern Raume ohne Fenster, ohne Rauchfang, ohne Hausgeräth, oft ohne Thüre zu sehen, die jedoch nur während des Sommers Men- schen zu Wohnungen dienen. Im Übrigen findet man überall, wo der Deutsche sich eine feste Wohnstätte errichtet, mehr Reinlichkeit und Be- quemlichkeit als bei den Polen, Russen, Ungarn, selbst Italienern und Franzosen. Aber freilich können wir uns in diesem Stücke weder mit den Holländern noch mit den Engländern messen. Die Häuser sind ent- weder ganz aus Holz (wie im Alpenlande häufig), oder aus Holz und Lehm, oder aus Holz und Steinen, oder ganz aus Steinen, sowohl natürlichen als gebrannten gebaut. Die Dörfer in Süddeutschland, be- sonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke er- baute Häuser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Norddeutschlands. Auch im Erzgebirge und in den Gebirgsgegenden der Lausitz findet man schöne Dörfer. In einigen Gegenden Süddeutschlands, z. B. in Oberschwaben, im Schwarz- walde, in den Gebirgsgegenden Altbaierns wohnt der Landmann in zer- streuten Gehöften, in der Mitte seiner Besitzungen, und geschlossene Dörfer find daselbst selten. Noch seltener sind sie in einem großen Theile Nieder- deutschlands , namentlich in Oldenburg, Westphalen und in einem Theile der Provinz Rheinpreußen, wo man meiftcntheils nur einzelne Höfe sieht, und eine Anzahl solcher zerstreuter Höfe unter dem Namen einer Bauer- schaft begriffen wird. Der Besitzer eines solchen Bauernhofs wohnt isolier, aber mit Allem umgeben, was seine Wirthschaft erfordert, indem oft ein einziges Gebäude Menschen, Vieh und Norräthc birgt und Wohnung, Stall und Scheune unter einem Dache vereint find, und die Diele (Haus- flur) der Lieblingsaufenthalt der Hausgenossen ist. Hart am Hause, das keinen Schornstein hat, sondern äußerlich blos ein großes Strohdach zu sein scheint, erheben sich zu einer beträchtlichen Höhe: Eschen, Linden, Ulmen und Obstbäume, welche einen kleinen Wald bilden, der dem ermü- deten Landmanne Schatten und seinem Hause Feuerung und Schutz gegen die Stürme gewährt. Um das Haus herum liegen Gärten, Äcker und Wie- sen, von einem Graben und oft von einer lebendigen Hecke umgeben. Ganze Striche bekommen durch diese patriarchalische Landwirthschaft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes her- vorsieht. Auch in den geschlossenen Dörfern der meisten anderen Gegen- den Niederdeutschlands haben die Häuser dieselbe beschriebene Bauart. Die armseligsten Wohnungen der Deutschen trifft man jedoch im Osnabrückischen,-
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