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1. Das Vaterland - S. 174

1856 - Darmstadt : Diehl
174 13000, in Basel 14000, tu Mainz 16000, in Köln 30000 Menschen, und viele andere Städte Europas starben beinahe gänzlich ans. Im Jahr 1347 begann die fürchterliche Pest, die später unter dem Namen des schwarzen Todes (Cholera) bekannt wurde. Sie kam von dem nordöstlichen Asien, und überzog bald alle damals bekannten Länder der Erde. Im ersten Jahre hielt sie sich vorzüglich an den Meeresküsten; 1348 jedoch drang sie auch in das Innere der Länder, und wüthete unter Menschen und Thieren. Die allzu vielen Todten blieben meistens nnbegraben auf den Straßen liegen, die Äcker wurden nicht mehr besorgt; und die Hausthiere irrten herrenlos auf den Feldern umher. Bis auf den wildesten Trieb der Selbsterhaltung und eine gränzenlose Furcht schienen alle anderen Leidenschaften der Menschen gänzlich erloschen zu sein. Manche asiatischen Städte starben beinahe ganz aus; in London starben 80000, in Paris mehr als der vierte Theil der Einwohner, in Lübeck während einer einzigen Nacht 1600; in Wien erlagen während drei Monaten täglich gegen 700 bis 800, und zur Zeit der größten Höhe der Krankheit einmal an einem einzigen Tage 1400 Menschen. Selbst die Kaiser und Könige zu dieser Zeit, so sehr sie sich zu schützen suchten, wurden nicht verschont. So ging es 5 Jahre lang und dennoch war es noch nicht genug, denn nach einer Ruhe von wenigen Jahren folgte ein fast noch stärkerer Ausbruch. Damals sielen als Opfer unter anderen 5 Kardinäle und 100 Bischöfe, die sich eben zu einem Concilium ver- sammelt hatten, und die auch wie alle andere nnbegraben auf den Gassen liegen blieben, auf die man damals die Leichname durch die Fenster zu werfen pflegte. Zum dritten Male brach diese verheerende Krankheit 1367 aus, wo sie bis 1374 wüthete. Sie nahm jetzt die Gestalt des sogenannten Johannistanzes an, unter welcher sie, obschon auch in milderer Form, bis zu uns unter der Benennung: Veitstanz gelangte. Die von der Krankheit Ergriffenen liefen, tanzten und rafften, bis sie schäumten und leblos zur Erde stürzten, wo dann der hoch auf- geschwollene Unterleib der Leichen zerplatzte. Bei den häufigen Todesfällen seit 1347, also durch beinahe 20 Jahre, erwartete man den Untergang des ganzen Menschengeschlechtes, und vermachte alle seine Einkünfte an Kirchen und Klöster, so zwar, daß diese Vermächtnisse durch eigne Gesetze untersagt werden mußten, um den rechtmäßigen Erben nicht Alles zu entziehen. Die Ursachen solcher ungeheuren Drangsale lagen zum Theil in der Barbarei des Zeitalters und der Unkenntniß und Vernachlässigung aller Verwahrungsmittel. Jeder ressende Handelsmann konnte ungehindert die Pest von Land zu Land mit seinem Waarenbündel weiter schleppen. Der Finger des Herrn ging furchtbar über die Erde. Insbesondere trug auch Baiern schwer an solchen schrecklichen Verhängnissen. Ein gewaltiges Erd- beben, das 1348 Oberitalien, Ungarn, Süddeutschland erschütterte, und mit ruhigen Zwischenräumen 8 bis 10 Tage währte, brach die Mauern von 20 oberbaierischen Städten, und zu gleicher Zeit wüthete die schon erwähnte schreckliche Pest so furchtbar in Baiern, daß in manchen Dör- fern die Menschen bis auf einen starben. Schwarze Brandblattern, Eiter- beulen, Bluthusten, Zunge und Schlund geschwärzt, waren die sicheren Vorboten des Todes. Einem mäßigen Anschlage nach verlor Europa 35 Millionen Menschen an dieser Pest.
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