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1. Das Vaterland - S. 217

1856 - Darmstadt : Diehl
217 zugemauerten Fenster befestigt, und Kunz gelangte so mit 9 seiner Be- gleiter in das Schloß, dessen Inneres ihm genau bekannt war, und holte nun aus dem Schlafzimmer der Prinzen den damals 14 Jahr- alten Prinzen Ernst. Einer der anderen Ritter sollte den jüngeren Prinzen Albrecht nehmen, dieser aber hatte sich unter das Bette ver- steckt und der Ritter, welcher ihn nicht kannte, ergriff den jungen Gra- fen Barby, der mit in des Prinzen Bette schlief. Kunz aber merkte die Verwechselung, trug den kleinen Barby wieder zurück und holte den damals 12 Jahre alten Prinzen. Wahrend dessen war die Kurfürstin wach geworden, und flehte aus dem Fenster vergebens und versprach Alles anzuwenden, um Kunz zufrieden zu stellen, wenn er ihr nur die Kinder ließe. Der Räuber aber blieb ungerührt; er eilte mit dem Prin- zen Albrecht durch das Erzgebirge auf dem kürzesten Wege nach Böhmen zu, während die anderen den Prinzen Ernst durch Franken nach Böh- men bringen sollten. Die Nachricht von dem verwegenen Raube hatte das ganze Land in Bewegung gesetzt und überall ertönte die Sturm- glocke. Kunz hatte indessen bereits die waldige Bergkette in der Nähe der böhmischen Gränze erreicht, und glaubte keine Gefahr mehr fürchten zu dürfen. Obgleich er nur zwei Knechte bei sich hatte, da seine an- deren Begleiter die Gegend auskundschafteten, so ließ er, als der Prinz über heftigen Durst klagte, doch halten, und Alle stiegen ab, um einige Erdbeeren zu stücken. Der muntere Hund eines in der Nähe sich auf- haltenden Köhlers, Namens Schmidt, wittert indessen die Fremden, bellt und lockt seinen Herrn herbei, welcher schon vorher durch daö Sturm- läuten aufmerksam gemacht, Verdacht schöpft und den Ritter fragt, Wer er und Wer der Knabe sei. Kunz antwortete, der Knabe sei entlaufen, er wolle ihn seinen Eltern wiederbringen, und sucht sich mit diesen Worten zu entfernen; aber im Fortgehen verwickelte er sich mit den Sporen im Gesträuche und fällt nieder. Diesen Augenblick benutzt der Prinz, dem Köhler zuzuflüstern: „Ich bin ein Prinz von Sachsen, man hat mich geraubt, rette mich! Mein Vater wird es dir lohnen." Un- verweilt greift der wackere Köhler zu seinem Schürbaum, und schlägt auf den immer noch liegenden Räuber los. Der Lärm zieht des Köh- lers Frau herbei, und diese, wie sie ihren Mann im Kampfe mit frem- den Männern sieht, gibt mit der Holzart das unter den Köhlern ge- wöhnliche Noth- und Hülfszeichen. Kaum ertönt davon die Umgegend, so eilen von allen Seiten die Köhler mit Schürbäumen und Ärten be- waffnet herbei, überwältigen den Ritter und seine Begleiter und bringen die Gefangenen in Sicherheit. Der Prinz wurde von Schmidt, vielen Köhlern und anderen Leuten begleitet im Jubel nach Altenburg zurück- gebracht. Von hier eilte die Kurfürstin sogleich mit ihm und seinem Retter nach Chemnitz zum Kurfürsten, der dem Köhler nicht allein seinen genügsamen Wunsch, in dem Walde, wo er den Prinzen gerettet, frei Kohlen brennen zu dürfen, gewährte, sondern ihm auch ein Freigut und jährlich 4 Scheffel Korn gab. Außerdem wurde ihm und seinen Nachkommen der Familiennamen von Triller beigelegt, da der Köhler in seiner Erzählung immer den Ausdruck gebrauchte: er habe den Kunz wacker gewillt. Kunz wurde nach Freiberg gebracht, zum Tode verur- teilt und daselbst am 14. Julius hingerichtet. Der Bote, welcher
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