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1. Das Vaterland - S. 238

1856 - Darmstadt : Diehl
238 90 000 Rtblr. Renten rechnet, und in Potsdam sprüchwörtlich zu sagen pflegt: Ja, Wer so reich wäre, wie die Waisen! Ansangs von Hol; aus- gebaut, erhielt es unter der Regierung Friedrichs Ii. seine gegenwärtige dauerhafte Gestalt. Es ist ein schönes, großes, massives Gebäude von vier Stockwerken, mit einem Haupt- und mehreren Nebeneingängen und einem Thurme, den eine vergoldete Göttin der Barmherzigkeit ziert. Eigentlich besteht es aus zwei Häusern, eins für Knaben, das andere für Mädchen. Zwischen beiden befinden sich geräumige Spielplätze. Bald nach der Gründung wurde noch ein besonderes großes Krankenhaus für die Waisen hinzugefügt, weil eine Epidemie einen Prediger, neun Lehrer und einige hundert Kinder hinweggerafft hatte. Im unteren Stock- werke befinden sich einige Zimmer für die Lehrer, andere zum Aufent- halte der Kinder, zur Austheilung des Frühstücks und Besperbrodes, und der Speisesaal. Dieser ist schön und geräumig, mit Säulen, gleich einer Kirche, den Bildnissen des Stifters und des jetzt regierenden Königs geziert, mit einem Katheder und einer Orgel versehen, der Fußboden mit weißen Fließen belegt. Es finden hier bei gewissen Gelegenheiten, z. B. dem Geburtstage des Königs dem Jahrestage der Schlacht bei Leipzig re. religiöse Feierlichkeiten statt. Bei dein Essen sitzen die Kinder, an der einen Seite die Knaben, an der andern die Mädchen, getrennt durch den Zwischengang, an platten Tischen, an welchen die Bänke befestigt sinv. Mitten inne speisen die Lehrer und Lehrerinnen und führen zugleich die Aufsicht. In einem besonderen Theile des Hauses, der ehemals zur Bäckerei diente, befindet sich der helle, gewölbte, 40 Fuß lange und 20 Fuß breite Wnschsaal. In zwei steinerne, muldenförmige Tröge wird mittels einer Pumpe Wasser geleitet, über hundert Kinder können an beiden Seiten hinzutreten und sich waschen und an den daneben hängenden, reinlichen Handtüchern sich abtrocknen, worauf das Wasser- mittels eines messingenen Hahnes durch eine unterirdische Rinne abge- lassen wird; die Höhe der Tröge ist zwei Fuß und daher der Größe der Kinder angemessen. Bon dem mit Backsteinen belegten, abschüssigen Fußboden kann das überspritzende Wasser ablaufen; im Winter wird das Wasser durch den im Saale befindlichen Ofen erwärmt. Andere Stuben dienen zum Schuh-Putzen, Kopf-Reinigen, Wechseln der Wäsche. Die Letz- tere ist abgetheilt nach der Zahl der Schlafsäle uitd liegt in Fächern mit Nummern, wohin Tags vorher reine Wäsche gebracht wird. Ein eigenes Zimmer fand man um deßwillen zweckmäßig, weil das Wäsche- wechseln sonst in der Rollkammer unter den Augen und Händen der Waschweiber geschah, wobei die Schamhaftigkeit nicht selten verletzt wurde. In den oberen Stockwerken sind die Arbeits- und Schulzimmer der Kinder, von außen nach den Klassen und Abtheilungen bezeichnet und mit den Lektionstabellen versehen. Die luftigen, reinlichen Schlaf- säle gehen größtentheils durch zwei Stockwerke, so daß die Ausdünstungen sich oben sammeln und abziehen können. An den grün angestrichenen, numerirten Betten, wovon jedes Kind ein eigenes hat, befindet sich am Fußende eine kleine Bank zum An- und Auskleiden, welche angeklappt werden kann. Die Bettüberzüge, welche 6 bis 8 Wochen liegen, tollten wohl alle vier Wochen gewechselt werden. Zur Aufsicht schlafen die jüngeren Lehrer, und bei den Mädchen die Lehrmeisterinnen zwischen den Kindern. In der Nähe ist die sogenannte Einnäß-Kammer für diejenigen
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