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1. Das Vaterland - S. 243

1856 - Darmstadt : Diehl
243 Kurfürst sich in seinem Lukas nicht geirrt hatte, beweis't folgende Ge- schichte. Als Johann Friedrich nach dem unglücklichen Kriege, der nach Luthers Tode für die Freiheit der Religion geführt wurde, in die Ge- fangenschaft Kaiser Karls V. gerathen war, ließ der Letztere, der sich bei der Nennung des Namens Lukas Cranach erinnerte, daß dieser ihn als Knabe gemahlt hatte, ihn zu sich in das Lager kommen. „Wie alt war ich damals, als du mich mahltest?" — fragte der Kaiser. — „Eure Majestät," antwortete Cranach — „zählten acht Jahre. Es ge- lang mir nicht eher, Eure Majestät zum Stillsitzen zu bringen, als bis Dero Hofmeister verschiedene Waffen an die Wand hängen ließ. Un- terdessen, daß dieselben diese kriegerischen Instrumente mit unver- wandten Augen betrachteten, hatte ich Zeit, Ihr Bild zu entwerfen." — Das Gesicht des Kaisers erheiterte sich bei dieser Erinnerung. „Bitte dir eine Gnade von mir aus, Mahler!" sagte er. Demüthig fiel ihm Cranach zu Füßen und bat mit Thränen in den Augen nicht etwa um eine Summe Geldes oder um einen Titel, sondern um die Frei- heit seines Kurfürsten. Der Monarch gerieth in die größte Verlegen- heit; sein Herz war durch diesen gerechten Wunsch eines frommen Unterthanen sehr gerührt, und doch glaubte er, den rechtschaffenen Cranach für'ö erste abweisen zu müssen. „Du bist ein braver Mann" sagte er zu ihm; „aber lieber hätte ich dich, wenn du um etwas An- deres gebeten hättest." Da nun Cranach mit dieser Fürbitte Nichts ausrichtete, so begleitete er seinen unglücklichen Herrn in die Gefangen- schaft und harrte als treuer Freund bei demselben aus. Als nach einiger Zeit der Kurfürst seine Freiheit erlangte, ließ der dankbare Herr diesen seinen getreuen Diener nie von der Seite; er mußte be- ständig bei ihm wohnen und selbst bei ehrenvollen Gelegenheiten neben ihm im Wagen sitzen. Gebürtig war Cranach nicht aus Sachsen, sondern aus dem fränkischen Städtchen Cronach, woher auch sein Zuname. 60. Lützen. Gustav Adolph. Das kleine Städtchen Lützen ist durch die am 6. November 1632 dort vorgefallene Schlacht merkwürdig, in welcher der vortreffliche König von Schweden, Gustav Adolf, umkam. Das Heer der Kaiserlichen unter dem berühmten Wallenstein und das schwedische Heer, jenes gegen 40 000, dieses gegen 27000 Mann stark, waren beim Anfange der Schlacht durch die nach Leipzig führende Landstraße getrennt, doch hatte Wallenstein sich derselben Abends vorher bemächtigt, die zu bei- den Seiten laufenden Gräben vertiefen und durch Musketiere besetzen lassen, so daß der Übergang mit Schwierigkeiten verbunden war. Die kaiserliche Infanterie, in 5 große Vierecke getheilt, stand 300 Schritte hinter der Landstraße in Schlachtordnung, und die Reiterei deckte die Flanken. Zwei der größten Feldherrn damaliger Zeit standen hier einander gegenüber, die im ganzen Laufe des Krieges noch in keiner offenen Schlacht mit einander ihre Kräfte gemessen hatten. Ein un- durchdringlicher Nebel bedeckte am Morgen des verhängnißvollen Ta- ges die Gegend und verzögerte den Angriff bis gegen 11 Uhr. Vor- der Fronte knieend, hält der König seine Andacht, die ganze Armee auf die Kniee hingeworfen, stimmt zu gleicher Zeit das Lied „Eine 16*
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