1856 -
Darmstadt
: Diehl
- Autor: Curtman, Wilhelm Jakob Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hälfte seiner Höhe gebracht. Wären beive Thürme nach dem entworfenen
Plane ausgebaut worden, so würden sie noch durch einen Schwibbogen
mit einander verbunden worden sein; drei Thore hätten zu dem Ein-
gauge zwischen den Thürmen geführt, und das Hauptthor in der Milte
würde dem gewaltigen Ganzen vollkommen entsprochen haben. Die
große Glocke in dem zur südlichen Seite stehenden Thurme wiegt 225
Zentner, gehört also zu den größesten in Deutschland. Zu den vornehm-
sten Merkwürdigkeiten ist außer den vielen zum Theil ausgezeichneten
Grabmälern zu rechnen: Die große Sakristei mit der goldnen Kammer,
welche mehrere Kostbarkeiten, unter andern den silbernen Sarg des Erz-
bischofs Engelbert, ein schönes Kunstwerk, enthält; ferner die Kapelle
der heiligen drei Könige, die berühmteste der sieben Kapellen, welche den
Ehor umgeben, aus verschiedenen Marmorarten erbaut, worin als Re-
liquien die Gebeine der heiligen drei Könige oder Weisen aus dem Mor-
genlande und noch dreier Märtyrer in einem kostbaren, aus Goldblech
gearbeiteten und mit einer Menge von Perlen und Edelsteinen geschmückten
Sarge aufbewahrt werden. Die Häupter der heiligen drei Könige trugen
vor der französischen Revolution ganz goldene, mit Diamanten und Per-
len reich geschmückte Kronen, wovon jede 6 Pfund gewogen haben soll.
An deren Statt haben sie jetzt drei vergoldete, da jene, sowie auch die
schönsten und kostbarsten Edelsteine und Perlen in dem französischen Kriege
abhanden gekommen waren. Doch haben die Einwohner Kölns diesen
Verlust durch geschenkten Schmuck wieder zu ersetzen gesucht. Auch an
trefflichen Gemälden ist der Dom reich und wird schon deßhalb von
Fremden aller Gegenden und Konfessionen besucht.
\ 67. Solingen und Remscheid.
. Solingen, eine offene Stadt, unweit der Wupper, theils auf
einem Berge, theils am Abhänge deffelben liegend, hat zwar nur
5 500 Einwohner, ist aber wegen seiner berühmten und wichtigen Stahl-
rind Eisenwaarenfabriken merkwürdiger und bekannter als manche viel
größere Stadt. Diese Eisen- und Stahlfabrikation beschäftigt in und
außerhalb Solingen 6 000 Arbeiter und 50 Fabrikverleger, und theilt
sich in 3 Hauptzweige, nämlich in die Schwerd-, Messer und Scheeren-
fabrikation. Jährlich werden 300000 oder wohl 500 000 Schwerd-
und Degenklingen, über 500 000 Dutzend Messer nebst Gabeln und
300 000 Scheercn, außerdem als Nebenartikel: Ladestöcke, Bajonette,
Lanzen, Korkzieher u. s. w. geliefert. Diese Gegenstände werden aber
nicht allein in Solingen selbst in besonderen Fabriken, sondern auch von
den um Solingen und in der Gegend mehrere Meilen weit umher woh-
nenden Arbeitern verfertigt, welche die einzelen Theile von Messern, Ga-
beln, Degen und Schwerdern, Scheeren und einer erstaunlichen Menge
andere kleirier Eisen- und Stahlwaaren, theils roh, theils fertig bereiten,
in ihren eigenen Werkstätten bearbeiten und an die Fabrikverleger, welche
sie schleifen und zusammensetzen lassen, verkaufen. Der einzige, jedoch
gewissermaßen auch hauptsächlichste Theil bei der hiesigen Manufaktur,
welcher eigentlich fabrikmäßig, d. h. in einem und demselben Gebäude
von mannigfaltigen Hülfsarbeitern unter der Leitung eines Einzigen be-
trieben wird, ist das Schleifen und Poliren, und man hat es darin so