Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Vaterland - S. 287

1856 - Darmstadt : Diehl
287 bewunderten seine fromme Standhaftigkeit. Aber aus seiner Asche entsprang ein blutiger Religionskrieg. Seine Anhänger in Böhmen, die Hussiten, rächten seinen Tov durch Abfall von dem Kaiser und durch Verwüstungen der benachbarten Länder, so daß man endlich einen Vergleich mit ihnen schließen mußte. 95. Das üünigreich Würteniltcrg. Obgleich nur ein kleines Königreich, hat Würtemberg doch vieles Merkwürdige. Es ist der rechte Sitz der Schwaben, welche einst einen Hauptstamm unter den deutschen Völkern ausmachten. Das Volk ist treu, herzlich, dabei sleissig und zu vielerlei Ge- schäften tüchtig. Das Sprüchwort, dass ein Schwabe erst mit 40 Jahren verständig werde, ist wohl nur insofern wahr, als die Schwaben aus allzu grosser Treuherzigkeit sich, so lange sie jung sind, leichter bethören lassen und erst nach gemachten Erfahrun- gen vorsichtiger werden. Ist doch Schwaben an Dichtern, Künst- lern, Gelehrten reicher als irgend ein deutsches Land. Freilich hat die würtembergische Regierung jetzt auch viel für die bessere Bildung des Volkes gethan, und es finden sich nur noch Wenige, welche nicht hinreichend im Lesen, Schreiben und Rechnen, sowie in der Religion unterrichtet sind. Ebenso haben die Gelehrten- schulen und die Universität Tübingen Viel geleistet, so dass Würtemberg unter die gebildetsten Länder Deutschlands gerech- net wird. Auch religiöser und wohlthätiger Sinn zeichnet die Würtemberger aus. Unter andern gibt es bei ihnen über 20 Ret- tungsanstalten für sittlich verwahrlosete Kinder. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Königreich beträgt, und welche viel Gebirgsland enthalten, wohnen 1 800000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muss sleissig gearbeitet sein, wenn Jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch wirklich die Wür- temberger. Viele aber wandern auch aus und suchen sich in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer grosse Anhänglichkeit an ihre Heimath und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar etwas breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt. Die Hauptstadt des Landes ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu gehenden Thale, welches mit Reben und Obst- bäumen reich bepflanzt ist. Ihre Einwohnerzahl ist auf 46000 angewachsen, so dass man es jetzt zu den grossen Städten zählen kann, in welchen ansehnliche Gebäude, Kunst- und Naturalien- sammlungen, Theater und andere Vergnügungsanstalten nicht feh- len. Von allgemeinem Interesse für jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen grossen Dichter Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allenthalben berühmt machen, darum wäre es undankbar gewesen, wenn man sein An- denken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte. Das königliche Schloss in Stuttgart ist mit der gewöhnlichen Pracht
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer