1856 -
Darmstadt
: Diehl
- Autor: Curtman, Wilhelm Jakob Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hier leuchtet ein Eimerchen, weiß wie der Schnee,
Die strotzenden Euter zu leeren.
Sie trug ein zierlich beschriebenes Blatt,
Um Stirn und Hörner gewunden;
„Zum Troste der guten Frau Magdalis hat
N. N. hierher mich gebunden." —
Gott hatt' es ihm gnädig verliehen, die Noth
Des Armen so wohl zu ermessen.
Gott hat ihm verliehen ein Stücklein Brod,
Das konnt' er allein nicht essen. —
Mir däucht, ich wäre von Gott ersehn,
Was gut und Was schön ist, zu preisen;
Daher besing' ich, Was gut ist und schön,
In schlicht einfältigen Weisen.
„So," schwur mir ein Maurer, „so ist es geschehn!"
Allein er verbot mir den Namen.
Gott lass' es dem Edlen noch wohl ergehn!
Das bet' ich herzinniglich, Amen!
35. Johann Wolsgang von €>othe.
Dieser berühmte Mann war zu Frankfurt a. M., wo auch sein
Monument steht, geboren und starb zu Weimar, wo er Minister
war, 1832 im 83. Jahre seines Lebens. Sein Name ist nicht nur
in Deutschland, sondern allenthalben bekannt, wo man Bücher
lies't und Schauspiele aufführt; für das Volk und die Jugend hat
er jedoch nur Wenig geschrieben. Als er noch jung war, da
mischte sich zwar Göfhe gern unter das Volk und hat manches
schöne Lied gedichtet, welches er sich auf dem Lande und unter
den Landleuten ausgedacht hatte, später wurde er aber in die
vornehme Welt gezogen, die vielen Schmeicheleien hatten ihn
vielleicht auch ein wenig stolz gemacht. Doch vergass er seine
alten Freunde nicht und war Ursache, dass sich in Weimar so
viele Dichter und andere ausgezeichnete Männer versammelten. In
Frankfurt zeigt man noch das Haus, worin Göthe geboren, und
worin er, obgleich ein einziger Sohn reicher Eltern, doch ziemlich
streng erzogen wurde. Seine Mutter war eine gar verständige Frau,
und Dies half wie immer gar Niel zu dem Gerathen des Sohnes.
36. Gefunden.
Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und Nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt' es brechen,
Da sagt es fein:
„Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?"
Ich grub's mit allen
Den Würzlein aus,
Zum Garten trug ich's
Am hübschen Haus.
Und Pflanzt es wieder
Am stillen Ort,
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.