1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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und fördern
Wittwe des Bergmanns Göpel, welcher kurz zuvor im Elend
gestorben war, das heilige Abendmahl zu reichen. Er traf die
unglückliche, vom Hunger bleiche Frau aus einer Berghalde, wohin
man sie der Ruhe wegen gebracht hatte, und neben ihr lag ein
kleines Kind, in ein ärmliches Bettchen gewickelt. Kaum hatte
der Prediger die himmlische Labung ihr gereicht, so verstarb die
Arme, und der arme, vaterlose Säugling hatte nun auch keine
Mutter mehr. Der Prediger Wagner war nun zwar selbst nicht
gerade ein wohlhabender Mann; aber im Vertrauen auf den Gott,
der machen kann, daß allerlei Gnade unter uns reichlich sei, nahm
er das Kindlein auf seine Arme und trug es in sein Hans. Eine
gute That hat immer noch andere in ihrem Gefolge. So war es
auch hier. Der Prediger Wagner sah noch andere verwaiste Kin-
der, und er faßte den Entschluß, auch ihrer in Liebe sich anzu-
nehmen. Da seine Mittel hierzu nicht zureichten, wendete er sich
au wohlhabende Menschenfreunde. Er schrieb manchen Brief und
erhielt manche abschlägliche Antwort; er ging manchen Gang, oft-
mals auch vergeblich; aber er ließ sich nicht abschrecken. Und end-
lich gelang es ihm mit Gottes Hülfe, von Freunden der Armen
aus dem In- und Auslande so viel Geld zusammenzubringen, daß
er ein Haus als Waisenhaus erkaufen konnte. Bald entstand noch
daneben durch eine Stiftung von 19,000 Thalern das Karolinen-
stift und eine Freischule. Diese Anstalten bestehen noch immer und
sind noch immer ein Segen für viele arme Kinder.
Wen Niemand achtet, achtest d»,
Den Kindern gibst dn Engel zu,
Den Waisen übst du Vatertreu,
Stehst Armen ald Versorger bei.
Gellert nimmt sich eine- Gefallenen an.
Der selige Gellert sah in jedem Menschen den Nächsten, in
jedem Christen den Bruder und nahm gern des Verirrten sich an.
Wir kennen alle sein bekaniltcs Wort: „O Gott, wie muß
das Glück erfreu'n, der Netter einer Seele sein!"
und dieses Glück ist, wenn irgend einem, so geui'ß ihm selbst zu
Theil geworden am Throne Gottes. Ja, so dürfen wir wohl
hoffen! Er lernte z. B. gerade in der Zeit, wo er sich zum zweiten
Male nach Leipzig begeben hatte, einen Unglücklichen kennen, der
in die Stricke des Lasters gerathen war, das auch den Glauben
aus seinem Herzen verscheucht, und seinen Körper einer unheilbaren
und ekelhaften Krankheit preisgegeben hatte. Daß die Sünde der
Leute Verderben sei, diese Wahrheit fühlte derselbe wohl in ihrer