1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Wir solle» den Nächste» nicht verrathe»,
fälle, die ihm unfehlbar der heftige Schreck, verbunden mit der
plötzlichen Abkühlung auf dem Steine zugezogen hatte. Die Krank-
heit nahm mit jedem Jahre zu. Er starb nach unsäglichem Elend,
ein und dreistig Jahr alt, unter furchtbaren Krämpfen. Förster
aber hatte sich das Unglück seines Freundes so sehr zu Gemüth
gezogen, das; er schwermüthig wurde und im Irrenhause zu Torgau
seiu Leben schon früher als Beckert endete. F. Fiedler.
Der Bauer Strauch.
Unter den sächsischen Fürsten, bereit Namen mit Achtung wer-
den genannt werden, so lange es eine Geschichte der prvtestanti-
schen Kirche gibt, gehört ohnstreitig auch Johann Friedrich
der Großmüthige. Er stand an der Spitze deö Schmalkaldi-
schen Bundes, welchen die protestantischen Fürsten im Jahre 1531
geschlossen hatten, um sich gegen die Angriffe deö Kaisers Earl V.
sicher zu stellen. Johann Friedrich ist oft getadelt worden, weil
er den Kaiser nicht bei Zeiten, wo Earl V dem Heere der Ver-
bündeten kaum gewachsen war, angegriffen, sondern gewartet habe,
bis der Kaiser ihn selbst in Sachsen aufsuchte und zur Schlacht
nöthigte. Allein Johann Friedrich, welcher ein sehr gotteö
fürchtiger Herr war, wollte seinen Kaiser, dem er den Eid der
Treue geschworen, durchaus nicht zlierst angreifen, und alles Zu-
reden seiner Freunde konnte ihn nicht bewegen, den feindlichen An-
griff gegen Kaiser Earl zu wagen. Da verfolgte ihn der Kaiser
im I. 1547 in sein Erbland, Sachsen, und drang am 13. April
bis Meißen vor. Als Johann Friedrich die Ankunft des Kaisers
vernahm, ging er mit seinem Heere über die Elbe und lagerte
sich bei Mühlberg. Er lies; die Brücke, welche über die Elbe
führte, abbrennen und meinte nun, völlig sicher zu sein, weil der
Strom in jener Gegend eine solche Tiefe zu haben schien, daß die
kaiserliche Armee unmöglich durch denselben gehen könne. Allein
ein Bauer, Strauch mit Namen, verrieth den unglücklichen Kur-
fürsten und zeigte dem Kaiser eine ziemlich seichte Stelle der Elbe,
an welcher die ganze kaiserliche Armee durch den Strom reiten
und waten konnte. So begann denn die Schlacht bei Mühlberg,
welche so unglücklich für den Kurfürsten ausfiel, das; er dabei Land
und Freiheit verlor. Ueberhaupt hatte Johann Friedrich der Groß-
müthige oftmals Verrath, selbst von seinen Dienern zu erfahren,
so das; er kurz vor der Schlacht bei Mühlberg sagen konnte: „Ich
bin reicher, als Christus; denn mit ihm aß nur ein Verräther;
ich habe aber deren viele an meinem Tische."