1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Die Phönicier.
früher bewohnt, zurückkehre. Damit sie nun diesen Körper wie-
derfände, so sorgten sie für die möglichst unversehrte Aufbewahrung
desselben. Wie viel besser sind wir Christen daran, die wir wissen,
daß Christus, der Ueberwinder des Todes, unsern nichtigen Leib,
auch wenn er im Meere untergegangen oder von Würmern ge-
fressen wäre, verklären wird, daß er gleich werde seinem verklär-
ten Leibe.
Bevor nun aber eine Leiche beigesetzt wurde, wurde ein Todten-
gericht gehalten, um zu erfahren, ob der Verstorbene auch ein
ehrenvolles Begräbniß verdiene. Nun ist's wohl möglich, daß
Mancher sich bei Lebzeiten vor auffallend bösen Handlungen hütete,
damit er nach seinem Tode wenigstens ein ehrliches Begräbniß
bekam; aber zu einem heiligen Leben treibt nicht der Gedanke an
ein bloß menschliches Gericht, wohl aber der Glaube an das
Gericht Gottes, und diesen Glauben haben wir Christen. „Es ist
dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, hernach aber das Gericht!"
Es ist auch noch die Schrift der Aegyptier zu erwähnen.
Die Aegyptier schrieben frühzeitig, aber sic schrieben nicht in Buch-
staben, sondern in Bilder», und diese Bilder mußten Wörter aus- •
drücken. Eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, bedeutete
die Ewigkeit, ein Auge die Vorsehung u. s. w. Wer einmal den
Gottesacker zu Leipzig besucht, der kann solche Bilderschxift auf
dem Grabmale des Profeffor S p o h n sehen, eines Mannes, welcher
sich um Erklärung der Hieroglyphen — so heißt jene Bilderschrift —
große Verdienste erworben hat.
Die Könige der Aegyptier hießen Pharaonen. Ihre Namen
sind ungewiß. Alle Bürger hatten ihr angewiesenes Gewerbe,
aus welchem weder sie, noch ihre Kinder jemals heraustreten
durften. Wessen Vater also ein Handwerker war, der mußte noth-
wendig dasselbe Handwerk erlernen, und wenn er noch so wenig
Lust dazu hatte. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebte in
der drückendsten Selaverei und mußte glauben und thun, was die
Priester befahlen.
Phönieien.
Als einst Christus das Wehe aussprach über das Geschlecht
seiner Zeit, gedachte er auch der Städte Tyrus und Sidon.
„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, sprach er, es wird Tyrus und
Sidon an jenem Tage erträglicher gehen, denn euch." Auch wird
im Evangelio Matth. Cap. Xv. V. 22 eine Sidonierin erwähnt,
welche Christum um Errettung für ihre kranke Tochter bat, und
von ihm, weil sie Glauben hatte, das Lob vernahm: „O Weib,