1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Alerauder der Große.
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Nachdem er die erste Schlacht gegen die Perser (am Grani-
kus) gewonnen halle, öffneten ihm alle Städte Kleinasiens ihre
Thore. In Gordinm, einer dieser Städte, führte man ihn
an einen Wagen, an dessen Deichsel ein berühmter künstlich
geschlungener Knoten befestigt war, von welchem eine alle
Weissagung sagte, dass, wer diesen löse, Asien erorbern werden
Alexander machte aber mit dem Knoten nicht viel Umstände,
sonder,n nahm sein Schweröl und hieb ihn mitten entzwei.
— Den Darins selbst traf er zum ersten Male im Jahre 333
bei der Stadt Issus. Die Perser wurden hier völlig ge-
schlagen. Darius floh, und nicht bloss seine Schätze, .sondern
auch seine Mutter, seine Frauen, seine Tochter und sein
unmündiger Sohn fielen in die Hände Alexanders, der sie je-
doch mild und menschenfreundlich behandelte. Von der gan-
zen Beute behielt er für sich nichts, als ein schön gearbeitetes
Kästchen, in welchem Darins Köstliche Specereien aufbewahrt
hatte. Diese warf er heraus, und sprach: „Ich will etwas
Kostbareres hineinlegen.“ Er legte das Heldengedicht des
Homer, in welchem dieser den Untergang Troja’s besingt,
hinein. Ueberhaupl führte er die Gedichte dieses Dichters
auf allen seinen Feldzügen mit sich herum. Wie viel besser
würde es Christen anstehen, wenn sie auf ihren Iteisen und
hei ihrem Tagewerk das Buch hei sich hätten, welches doch
viel köstlicher ist, als Homers Gedichte, das Buch der Bücher,
die heilige Schrift! Alexander hätte nach der Schlacht bei
Issus sogleich nach Persien dringen können, alter er zog es
vor, erst die Bänder an der Küste des Mittelmeers zu erobern.
So zog er denn durch Syrien und Phönicier), eroberte nach
heftigem Widerstände Tyr ns, führte sein Heer durch Palästina
und kam nach Aepypten, wo er Alexandrien stiftete, diese bis
auf den heutigen Tag berühmte Stadt. Nim erst wendete er
sich auf’s Neue gegen Darins und besiegte ihn völlig. Darins
selbst wurde meuchlings durch die Hand eines seiner Statt-
halter getödtet. Alexander kam an, als Darins eben sein Lehen
verhaucht hatte, und vergoss Thränen hei der Leiche seines
einst so mächtigen Feindes. Hätte er nur aber an dieser
Leiche nicht blos geweint, sondern sich an derselben er-
innert, dass Alles unter der Sonne ganz eitel sei, und dass
der Mensch, auch der mächtigste und glücklichste, Ursache
habe, demüthig zu sein. Aber gerade die Tugend der Demuth
verlernte Alexander mehr und mehr. Es war ihm noch nicht
genug, so viele asiatische Länder, und selbst Persien, erobert