1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Heinrich, der Vogelsteller.
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sich nun erst langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie und
sing an, sich in Marsch zu setzen, daun waren sie sammt ihren
Leuten schon lange wieder fort, weit, weit! über alle Berge. —■
Und von Nordosten her kamen zu Zeiten die Wenden und
machten's eben so. Das war eine traurige Zeit. — Was that
da der weise, der bedächtige Heinrich? ■
Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit
den gefährlichen Ungarn und gelobte ihnen einen jährlichen Tribut.
Dafür sollten sie dann nicht mehr nach Deutschland kommen und das
Vieh wegtreiben. Sie waren das auch zufrieden. Und nun begann
im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit, überall ein reges
und thätiges Leben, lleberall sing man an, Häuser zu bauen und
hie und da einen Haufen derselben mit einer Mauer zu umziehen
und mit einem Wassergraben. Solch eine ummauerte Stätte
nannte man Stadt oder Burg und ihre Bewohner Bürger.
Aber die Städte waren noch leichter zu bauen als Bewohner darein
zu finden; beim die Deutschen liebten das Wohnen ans dem Lande
und sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen? Die
Städte sind. nichts Anderes als Gräber." Da befahl Heinrich:
Die Leute,sollten loosen und je Einer aus Rennen, den das Loos
treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen Damit sie das aber
um so lieber thun möchten, gab er den Städten viele Vorrechte,
so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier
wurden als die Bauern, welche damals ihren Edelleuten oder den
Klöstern als Leibeigene dienen mußten. Nun sing auch in den
Städten Einer an, und machte für Alle die Kleider; ein Anderer
für Alle die Schuhe; ein Dritter bauete Häuser für die Andern; —
natürlich aber das Alles nicht umsonst! Mit einem Worte: cs
entstanden-die verschiedenen Ha n dw e r ker. Bis dahin hatte näm
lich jeder sein eigner Schneider, Schuster, Maurer, also alles
Mögliche selbst sein müssen. Und das ging gerade nicht sehr
gut. In den Städten ging'ö nun natürlich besser. Und doch
merkten es die Städter noch immer nicht, daß sie es besser hatten.
Als aber nach 9 Jahren die Ungarn wieder kamen, und die
Bauern nun ihr Vieh und ihre sonstigen Habseligkeiten in die
ummauerten Städte flüchten konnten, wo die Ungarn nicht hinein-
zudringen vermochten; und als Heinrich mit (Lottes Hülfe diese
Räuber bei Merseburg dermaßen besiegte, daß sie, so lange er
lebte, nicht wiederkamen: da jubelte Alles „dem Städtecrbaner"
entgegen und freute sich seines Königs. — Nicht lange darnach
brachte Heinrich auch die Wenden zur Ruhe. Mitten im Winter
nahete er sich ihrer Hauptstadt B r e n n a b o r. Sie zagten aber