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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 274

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
274 Otto der Reiche, Markgraf zu Meißen. Otto der Reiche, Markgraf zu Meißen. Wie ist denn dieser Markgraf zu dem Beinamen des Reichen gekom- men V Die Ländereien, welche er besaß, waren keineswegs sehr umfangreich, aber es wurde unter seiner Regierung ein Schatz entdeckt, an den visher .Niemand gedacht hatte, ein Schatz, der tief unter der Grde, und zwar in einer damals ganz unwirthbaren Kegend, verborgen lag, nämlich die Frei- berger Bergwerke. Vs war uni das Jahr >170, als Fuhrleute aus Goslar, welche Salz und Blei geladen hatten, in die Gegend kamen, in welcher jetzt Freiberg liegt. , Die Gegend war unwegsam, und das Zugvieh — so erzählt man vermochte den schwere» Wagen nicht von der Stelle zu ziehen. Während man den Wagen herauswand, siehe, da erblickte man eine Silberstufe. Die Fuhrleute »ahmen dieselbe mit in ihre Heimath, und die Bergleute am Harz, wo damals schon Bergbau getrieben wurde, fanden die ihnen vorgezeigte Silberstufe sehr reichhaltig und dachten: wo diese gelegen hat, da muß wohl noch mehr Silber zu finden sei». . Und so machten sich denn viele Bergleute aus den Harzgegenden auf und ^ogen in die Gegend, wo jetzt Freiberg liegt. Diese Stadt ließ nämlich Otto er- bauen und gab ihr viele Freiheiten; daher ihr Name. Durch diesen Fund des schonen Freiberger Silbers wurde nun Stto allerdings ein sehr reicher Herr; aber es ging ihm nicht wie anderen Leuten, welche, wenn sie schnell reich werden, nicht wissen, was sie mit dem Gelde machen sollen, »ein, Markgraf Otto wendete sein Geld sehr gut an. Scho» vor Auffindung der Freiberger Silbergruben hatte er zu Zelle bei Nossen ein großes Kloster gestiftet. Gin solches Kloster war auch eine Wohlthat für das Land in der damaligen Zeit. Der Fremde, welcher vielleicht eine weite Reift durch unwirthbare Gegenden gemacht hatte, freute sich gewiß, wenn er die Mauern von Zelle erblickte; denn hier fand er bei den gastfreien Visterzienftrmonchen sichere Aufnahme und Labung durch Speise und Trank. Dabei waren die Visterzienftrmonchewon Zelle fleißige und gelehrte Leute, und sorgten daher auch für Verbreitung nützlicher Kenntnisse unter Städte- nud Dorfbewohnern. Durch de» reichen Freiberger Bergsegen wurde Otto in den Stand gesetzt, dieses Kloster stattlich auszubauen und zu erweitern. Unter den Städten erfuhr besonders Leipzig reiche Wohlthaten des reichen Markgrafen. Gr umgab diese Stadt mit einet festen Mauer und mit tiefen Graben, schenkte ihr viele Freiheiten, erbaute die dastge Nicolai- kirche und stiftete ln Leipzig die beiden Hauplmessen, die Oster- und Michaelismesse. Messen nennt man heute »och diese großen Jahrmärkte, weil sie nach beendigter Messe, einer bekannten gottesdienstlichen Handlung der römisch-katholischen Kirche, ihren Ansang nahmen. Man sollte nun denken, Otto sei, weil er so reich war, daß er nicht bloß viel bauen, sondern auch ganze Ländereien, z. B. Weißensels nebst Zubehör an sich kaufen konnte, ein recht glücklicher Herr gewesen. Und doch war es nicht so. Wer einmal Grimma besucht, wird, wenn er Zeit hat, gewiß nicht unterlassen, das hoch über der Mulde gelegene Dorf Döben auszusuchen. Döben hat ein altes schönes Schloß; aber von einem Thnrme dieses Schlosses wird dein Wanderer erzählt: Hier saß einst Markgraf Otto als Gefangener. Und wer hat ihn denn in diese Gefangen- schaft gebracht? Sein eigener Sohn, Albrecht der Stolze, welcher sich da- durch gekränkt fühlte, daß sein Bruder Dietrich, gewöhnlich Dietrich der Bedrängte genannt, im Testamente des Olto besser als er bedacht worden war. Wer so Bitteres am eigenen Sohne erfährt, ist gewiß ein recht armer
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