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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 312

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
312 Heinrich der Fromme und Moritz. der tapfere Schärtlin von Bnrtenbach, stand an der Spitze desschmal- kaldischen Heeres. In bessern Händen konnte der Oberbefehl nicht sein. Der Kaiser, welcher die Ueberlegenheit der protestantischen Fürsten kannte, hatte mit seinem Heere ein festes Lager bei Regenöburg bezogen, Schärtlin rieth das Lager zu erstürmen. Leider willigten die Bundeshäupter nicht ein. Wahrscheinlich ist, daß sie, wenn sie hier losschlugen, den Sieg davongetragen haben würden, und doch gereicht ihnen gerade das Zandern, wie wir schon oben S. 36 gesehen haben, zum Ruhme. Eö wäre gewiß auch Alles noch besser für Johann Friedrich geworden, hätte er nicht an seinem Better, Herzog Moritz von Sachsen, einen Gegner gefunden, welcher ein sehr kluger Fürst und großer Feldherr war. Dieser Herzog Moritz war ein Sohn Heinrich des Frommen, eines Fürsten, den wir ebenfalls schon früher (S. 3) wegen seiner Anhäng- lichkeit an die evangelische Lehre haben bewundern lernen. Wie Heinrich einst den Abgesandten seines Bruders, Georg des Bärtigen, gesagt hatte: „Was mein Herr Gott mir bescheret hat, wird mir werden", so ge- schah es. Georg starb im Jahre 1539, ohne daß er die Pläne, durch welche er seinem Bruder die alberttnischen Lande, welche er besaß, entziehe» wollte, zur Ausführung bringen konnte. Merkwürdig übrigens ist es, daß Georg, obgleich heftiger Gegner lutherischer Lehre, doch in seiner Todesstunde sich auf ächt evangelische Weise getröstet hat und mit einem ächt lutherischen Gebete auö der Welt gegangen ist. Den sterbenden Herzog redete nämlich sein Leibarzt Rothe also an : „Gnädiger Herr, Sie pflegten sonst zu sagen: „Geradezu gibt die besten Nenner" ; dies thun Sie auch jetzo und gehen gerade zu Christo, welcher für unsere Sünde gestorben und unser einiger Seligmacher und Fürbitter ist, und lassen die verstorbenen Heiligen fahren". Auf diese Trostworte rief der sterbende Fürst: „Ci, so hilf mir, du treuer Heiland, Jesu Christi; erbarme dich über mich und mache mich selig durch dein bitteres Leiden und Sterben." Kaum hatte Heinrich die Ländekeien seines Bruders in Besitz genom- men, so wurde auch schon die Reformation in denselben eingeführt. In Leipzig namentlich wurde der erste öffentliche Gottesdienst zu Pfingsten 1539, in Dresden am 6. Juli desselben Jahres gehalten. Heinrich selbst konnte sich aber des Segens, welchen die neue Lehre in seinen Landen wirkte, nur kurze Zeit freuen. Er starb, nachdem er sein Ende ohne alles Todes- grauen herbeinahen gesehen und zuvor das heilige Abendmahl genossen, am 18. August 1541, Abends gegen 8 Uhr, im 69. Lebensjahre, betrauert von seiner treuen Gemahlin und von seinen fünf Kinder», sowie von seinen Unterthanen, in deren Herzen er sich ein bleibendes Denkmal der Liebe und des Dankes gesetzt hatte. Es ist ein schönes Lob, welches ihm einer seiner Zeitgenossen in folgenden Worten ertheilt: „Weil er über daö, so er hatte, ein milder Fürst war, auch Kriegsleuten, Bergmannen und gemeineil Hand- werken fast geneigt, so ward er auch von solchen allen wiederum geliebt und werth gehalten, daß ihm Jedermann günstig war. Und über dieß Alles war er ein getreuer frommer Fürst, ohne Betrug und Falsch, und was er zusagte, das mußte gehalten sein, auch oft mit seinem Schaden, welche nicht die geringste Tugend an einem Fürsten tst und doch bei vielen nicht erfunden wird." Moritz suchte nun in den albertinischen Landen das Werk zu vollenden, welches sein Vater begonnen hatte, und die Segnungen der Regierung die- ses klugen Fürsten erfährt noch unsere Zeit. Wie Moritz selbst ein Schüler des gelehrten Rector Rivius zu Freiberg gewesen war, so suchte er auch
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