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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 313

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Schlacht bei Mühlberg. Z1z Bildung und Gelehrsamkeit in seinen Landen befördern, und wenn die Sachsen sich bis auf unsere Zeiten herab durch Kenntnisse in den schönen Wissenschaften ausgezeichnet haben, so hat Herzog Moritz zunächst den Grund Hierzu gelegt. Es wurden allerdings manche Klöster bei Einführung der ieformation aufgehoben, aber die Güter derselben verwendete der uneigen- nützige Herzog Moritz, um die Einkünfte gering besoldeter Geistlichen und der Lehrer an der Hochschule zu Leipzig zu erhöhen, und um die drei Für- stenschnlen zu Schulpforte, Meißen und Grimma zu gründen, welche ja noch immer blühen und eine Zierde Sachsens sind. Diesem Sächsischen Fürsten, der ein erklärter Freund der Reformation war, wurde gleichwohl im Jahre 154fi vom Kaiser Earl V., welcher den Kurfürsten Johann Friedrich in den Bann gethan hatte, der Befehl, die Acht an diesem seinen Vetter zu vollziehen. Was sollte Moritz thun? Hätte er dem Kaiser nicht aewillfahret, so wäre er nicht nur selbst in Ungnade bei dem Kaiser verfalle», sondern es würde auch die Vollstreckung der Acht an Johann Friedrich einem anderen, wahrscheinlich katholischen Fürsten aufgetragen worden sein, und dann wäre ihm und seinen Unter- thanen buvd) fremde Kriegsvölker viel Schaden und Unglück zngezogen wor- den. So besetzte denn Moritz mit seinem Heere die Länder des Kurfürsten. Sobald dieß Johann Friedrich erfuhr, brach er mit seinem Heere nach Sach- sen ans, eroberte nicht blos sein Land wieder, sonder» gewann auch die Länder seines Gegners mit Ausnahme der Städte: Leipzig, Pirna und Dresden. Mittlerweile vereinigte sich aber Herzog Moritz mit dem kaiserlichen Heere bei Egcr. Der Kaiser, entschlossen, den, wie er meinte, wlderspän- ftigen Kurfürsten zu demüthigest, zog über Adorf, Planen, Reichen- bach, Werdau, Jerisau, Geithain, Eolditz, Leisnig und Lom- matzsch und hielt am 23. April in der Gegend von Mügeln Rasttag. An demselben Tage verließ der Kurfürst Meißen, brannte die Elbbrücke hinter sich ab und begab sich bis in die Gegend von Mühlberg. Hier kam es am 24. April zur Schlacht, in welcher Johann Friedrich hauptsächlich durch Verrath, wie bereits früher (S. 3(5) erzählt worden ist, unterlag. Der Kurfürst kämpfte in.dieser Schlacht ritterlich, und erst als er bei der Gegenwehr eine tiefe Wunde auf der linken Wange erhalten hatte, überreichte er zum Zeiche» der Unterwerfung zwei Ringe, die er trug, einem Deutschen, dem meißener Edelmann, Thilo von Trvtta. Der gefangene Kurfürst wurde nun zum Kaiser geführt, der mit seinem Gefolge auf dem Wahlplatze hielt. Als er den Kaiser erblickte, redete er ihn an: „Allergnädigfter Kaiser", aber Carl V. fragte im Tone des Bor- wurfs : „Bi» ich nun Euer gnädiger Kaiser?" Er führte nun den ge- fangenen Kurfürsten mit sich in das Lager vor Wittenberg, welche Stadt er erobern wollte. Als sich Wittenberg nicht ergeben wollte, wählte Earl V. ein Mittel, welches ihm gewiß wenig Ehre macht, er ließ durch ein Kriegs- gericht, uin Wittenbergs Uebergabe desto leichter zu erlangen, das Tvdes- urtheil über Johanil Friedrich aussprechen. Dieser spielte eben in einem Zelte mit dem ebenfalls gefangenen Herzog Ernst von Braunschweig Schach, als ihm dieser Spruch bekannt gemacht wurde. Ruhig hörte der großmü- thige Fürst das Urtheil an und sprach dann zu den Abgesandten des Kai- sers : „Ich vermeine, Kaiserliche Majestät werde sich dabei doch nicht über- eilen und etwas gnädiger mit mir verfahren. Sollte es aber Ernst sein, so bitte, man wolle mir den Tag meines Todes zuvor ankündigen, damit
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