1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Johann Georg 1.
knieete der fromme Gustav Adolf vor seinem Heere nieder,
und mit ihm zugleich sanken alle schwedischen Krieger auf
ihre Kniee und sangen die Lieder: „Ein’ feste Burg ist unser
Gottl“ und „Es woll’ uns Gott gnädig sein!“ Mit dem Feld-
geschrei: „Gott mit uns!“ brachen sie hieraus, zu hohem,
heiligen Muth durch ihren König entflammt, gegen die Feinde
los. Schon hatte der König den gegenüberstehenden Feind
in Unordnung gebracht, als ihm durch einen Schuss plötzlich
der linke Arm zerschmettert ward. Bald darauf erhielt er
einen zweiten Schuss in den Bücken, der ihn durchdrang und
seinem frommen Leben ein Ende machte. Als die Schweden
den Tod ihres Königs erfuhren, drangen sie wüthender noch
als vorher auf die Feinde ein und errangen auch diessmal
«len Sieg.
Jnach Gustav Adolphs Tode setzten seine Feldherren, na-
mentlich Bernhard von Weimar und späterhin Tersten-
son, den Krieg in Verbindung mit Frankreich so glücklich
fort, dass cs endlich nur Schweden und Franzosen waren,
welche die Bedingungen des Friedens vorschrieben. Im Jahre
1648 (den 6. August) erst ertönte der Friedensruf, welcher,
heiss ersehnt von Tausenden, die Völker bessere Zeiten hollen
liess und den Evangelischen aufs Neue gleiche Beeilte mit
den Katholiken verlieh.
Johann Georg I.
Dieser Kurfürst war im Jahre 1585 geboren. Schon im Jahre 16t!
kam er, da sein Bruder Christian Ii. keine Leibeoerben hinterließ, zur Ne-
gierung, welche er 45 Jahre hindurch Gott zur Ehre und dem Lande zum
Segen geführt hat. Die Regierungsjahre dieses Fürsten waren aber rechte
Jahre der Prüfung wie für ihn selbst, so für sein Land. Denn in seine
Negierungsjahre siel ja der namentlich für Sachsen so verhängnißvvlle
dreißigjährige Krieg, und es gehörte gewiß ein mannhafter Regent dazu,
um in jener Zeit ven gänzlichen Ruin des Landes zu verhüten und den
armen Unterthanen bald wieder aufzuhelfen, und ein solcher war Johann
Georg I. fürwahr! Mau bat in späterer Zeit das Verfahren dieses Für-
sten in jenen Jahren des Kriegs vielfach getadelt und gemeint, er hätte
Manches ganz anders machen können^ aber erstlich ist das sehr bald gesagt,
aber in einer solchen Zeit war guter Rath oft theuer. Sodann dürfen
wir nicht vergessen, daß sich Johann Georg stets zwei verschiedene Pflichte»
vor Augen stellte, die eine als evangelischer Fürst gegen die lutherische
Kirche, die andere als Kurfürst gegen den Kaiser, und diese doppelte Pflicht
brachte ihn gar manchmal in Sorgen und Verlegenheiten. Johann Georg 1.
hat Gottes Wort und die evangelische Lehre in Wort und That vertheidigt,
hat sich für bedrängte Glaubensgenossen öfters nachdrücklich verwendet, hat
evangelischen Christen, die um ihres Glaubens willen aus andern Ländern
vertrieben worden waren, in seinen Landen Aufnahme und Unterstützung