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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 323

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Nun danket alle Gott. 323 Ihr Ende war christlich und erbaulich. Als sie merkte, daß die Zeit ihres Abschiedes da war, ließ sie ihre beiden anwesenden Sohne, den Kur- fürsten Johann Georg Ii. und Herzog Moritz von Zeitz sammt ihren Gemahlinnen an ihr Sterbebett kommen, nahm Abschied von ihnen, und segnete dieselben herzlich. Es mußte auch der junge Kurprinz Johann Georg 111. herzukommen. Sie segnete und ermahnte auch ihn und sagte zu ihm: „Wenn er folgen würde, so wäre ihr Gebet, welches sie für ihn bisher gethan, erhöret, und er werde an Tapferkeit, Weisheit und Glückseligkeit alle seine Borfahren übertreffen, und eine theure Säule der evangelischen Kirche, und ein Schutz und Trost der ganzen werthen Christenheit werden, sein und bleiben." Hierauf nahm die Sterbende noch einmal von ihrem ältesten Sohne, dem Kurfürsten Johann Georg Ii., Abschied und dankte ihm für alle Ehre und Liebe^ welche sie von ihn, erfahren, und bat Gott in- brünstig, daß er ihrem Sohne dieß Alles reichlich vergelten wolle. Als ihr Dr. Weller mit der Gemahlin des Herzogs Moritz und anderen vornehmen Personen das Lied: „Wie schön leuchtet der Morgenstern" u. s. w. vorgesungen hatte und auf den letzten Vers gekommen war: „Amen, Amen, komm, du schöne Freudenkrone, bleib nicht lange! deiner wart' ich mit Verlangen," hob die Knrfürstin beide Hände freudig auf und sprach herzlich froh diese Worte nach. So ist sie auch unter gar lieblichen Bil- dern und Träumen von,der Ewigkeit hinnbergeschlummert in das Land des Friedens. Was viele Gerechte in der Stunde ihres Todes erfahren haben, daß sie gleichsam de» Himmel offen und die Engel Gottes herniedersteigen sehen, das widerfuhr auch der fromme» Kurfürstin Magdalenc Sibylle. Es war denen, welche um ihr Sterbebett standen, überaus rührend, wen» sie hörten, wie die Sterbende sprach: „Sehet, welch' ein schöner Lustgarten ist dort! Ach, wie fröhlich gehen doch die heiligen Engel mit einander darinnen um! Was für wunderschöne Treppen gehen doch hinauf! Wie freudig ist doch Alles anzusehen! Solche Freude habe ich die Zeit meines Lebens nicht gesehen!" Das ist doch gewiß Sprache eines frommen, recht kindlichen Gemüths. N ä ch G erber. Nun danket alle Gott. Wer hätte dieses Lied nicht schon einmal mit Dank und. Freude in unsern Gotteshäusern angestimmt? Welcher wahre Christ fühlte sich nicht mächtig erhoben, wenn eine ganze, zahlreich versammelte Gemeinde diesen alten, lieben, vaterländischen Gesang anstimmt. Wir nennen ihn mit Recht einen vaterländischen Gesang; denn in der alten, sonst sächsischen Stadt Eilenbnrg ist er zuerst erklungen. Der Dichter desselben, Martin Rinkart, der Sohn eines ehrbaren, gottesfürchtigen Bürgers und Böttcher- meisters zu Eilenburg, wurde daselbst am 23. April 1580 geboren/ und jein Baker erzog ihn feinen, Wahlspruche gemäß „schlecht und recht." Der junge Rinkart besuchte die Schule seiner Vaterstadt und war hier so steißig, daß er schon in seinem 15. Jahre die Universität zu Leipzig beziehen konnte, um Theologie zu studiren. Da ihm aber sein Vater nicht hinreichende Mittel zu gewähren im Staude war, so mußte sich Rinkart durch den Unterricht in der Musik, welche er bei seinem Eilenburger Lehrer, dem Cantor Georg Uhlemann, trefflich erlernt hatte, das Fehlende oft küm- merlich genug selbst verdienen. Nach vollendeten Studien wurde Rinkart 1610 Cantor an St. Nicolai zu Eisleben, noch in demselben Jahre Dia conuü an derselben Kirche und 1613 Pfarrer zu Erdeborn in der Graf- schaft Mansfeld. 21*
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