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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 329

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Der nordische Krieg. 329 hätte. Was für Mühe gab sich doch dieser Fürst, daß er diesen Zweck er- reichte! Weil man z. B. damals in Rußland noch wenig Schiffe hatte und auch nicht wußte, wie die Schiffe gebaut wurden, so reiste er selbst nach Holland, diente in einem Dorfe bei Amsterdam als Schiffözimmermann und lernte so die Schiffsbaukunst, nahm auch später Mehrere, welche die Schiffs- baukunft verstanden, mit nach Rußland. Zeigen konnt/ er nun den Russen, wie sie Schiffe bauen könnten; aber er hatte leider keinen Hafen an der Ostsee, und. nur von einem solchen aus konnte sich Wohlstand und Kraft durch den Handel über sein großes Reich verbreiten. Er beschloß daher, die Ansprüche seiner Vorfahren auf Jngermannland, Esthland und Tiefland $u erneuern, und dazu schien ihm der damalige Zeitpunkt der günstigste. . Als der schwedische Reichsrath erfuhr, daß drei so mächtige Fürsten sich gegen Schweden rüsteten, wollte derselbe nachgeben und sann auf Unter- handlungen. Daö war aber nicht im Sinne des jungen Königs Carl. Er stand von seinem Sitze aus und erklärte, er wolle keinen unrechtmäßigen Krieg führen, aber einen rechtmäßigen werde er nicht eher endige», als bis er seine Feinde gedemüthigt habe. So war denn der Krieg beschlossen, und er ist unter dem Rainen des nordischen Kriegs bekannt geworden. Zuerst brach Carl gegen Dänemark auf, belagerte Kopenhagen, und Friedrich l V. mußte im Jahre 1700 zu Travendg hl deil Friede» annehmen. Nu» zog Carl Xll. gegen Zar Peter, den Gr oßen, dessen Krieger eben Narva belagerten. Peter war nicht selbst bei dem Heere. Hier schlug Carl mit 8»t)0 Schweden Ho,000 Russen. Schnell wendete er sich nun gegen A u g u st den Starken, drängte ihn und seine Sachsen aus Tiefland und Kurland, schlug die Sachseil bei Cliffow (1702) und Poltnsk (1703), erklärte den polnischen Königsthron für erledigt und ließ an August 11. Statt einen jungen polnischen Edelmann, Stanislaus Lese insky, zum König Polens erwählen. August Ii. war aber nicht zu bewegen, dem polnischen Königsthrone zu entsagen. Wohlan, dachte Carl, so will ich in sein eigenes Land, in sein Kurfürstenthum Sachsen ziehen, um ihn zur Entsagung und jh einem un- verstellten Frieden zu zwingen. Ein Theil des Heeres blieb in Polen zu- rück, Carl selbst aber marschirte mit der Hauptmacht nach Schlesien. Der König Stanislaus mußte ihn begleiten. De» 31. September 1706 ward die Oder passirt. Dem deutschen Kaiser, welcher sich beschwerte, daß sich Carl, ohne erst zu fragen, den Durchmarsch durch die Staaten des deutschen Reichs erlaube, ließ er antworten: was man den Sachsen Jahre lang zugestanden habe, werde ihm ja doch einmal gestattet sein. Als er sich der Oberlausitz näherte, ergriff ein allgemeines Schrecken die Einwohner. Ganze Dörfer fand man verlasse», weil die Bewohner sich mit ihrer Habe in die Städte geflüchtet hatten. Die königliche Familie floh ins Ausland, die Kostbarkeiten Dresdens rettete man auf den König- stein. Carl ließ ein Mandat ausgehen, worin er de» Einwohnern Ruhe und volle Sicherheit versprach, wenn sie sich still verhielten und die ver- langte Contribntion regelmäßig entrichteten. In der That war auch seine Mannszucht musterhaft. In der besten Ordnung rückte, er über Radebcrg nach Meißen, gab der Stadt Leipzig auf ihr Ansuchen einen Schutzbrief für die nahe Michaelismesse, und zog dann über Grimma, Naunhof rc. nach Altranstädt. Hier blieb er mit einem Theil der Armee, indeß der Ge- neral Meyerfeld mit dem andren nach Dresden marschirte. Dieß be- schleunigte den Frieden. Carl Verlangte nichts, als Abtretung der Königs- würde, Anerkennung des Königs Stanislaus, Abtritt von dem Bündnisse
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