Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 50

1864 - Essen : Bädeker
50 Einst hatt' ein Schneider große Pein: Der Staatsrock sollte fertig sein; Warf hin das Zeug und legte sich Hin auf das Obr und pflegte sich. Da schlüpften sie frisch In den Schneidertisch; Und schnitten und rückten Und nähten und flickten, Und faßten Und paßten Und strichen und guckten Und zupften und ruckten. Und eh' mein Schneiderlein erwacht: War Bürgermeisters Rock bereits ge- macht. Neugierig war des Schneiders Weib, Und macht sich diesen Zeitvertreib: «streut Erbsen hin die ganze Nacht; Die Heinzelmännchen kommen sacht'; Eins fährt nun aus, Schlägt hin im Haus, Die gleiten von Stufen Und plumpen in Kufen, Die fallen Mit Schallen, Die lärmen und schreien Und vermaledeien! Sie springt hinunter auf den Schall Mit Licht: husch, husch, husch, husch! — verschwinden all'! O weh', nun sind sie alle fort, Und keines ist mehr hier am Ort! Man kann nicht mehr wie sonsten ruh'n Man muß nun alles selber thun! Ein jeder muß fein Selbst fleißig sein, Und kratzen und schaben Und rennen und traben Und schniegeln Und bügeln Und klopfen und hacken Und kochen und backen. Ach, daß es noch wie damals wär'! Doch kommt die schöne Zeit nicht wie- der her! (Kopisch.) 29 d. Das Riesengebirge. Die Kuppen des Riesengebirges sind ganz kahl, und die Gehänge und niederen Joche tragen meistens Nadelholz. Überder Höhe von 3600 Fuß wächst nur noch eine kleine Strecke hinauf die Zwergkiefer, das niedere Knieholz, aus welchem man in Schlesien allerlei niedliche Sachen verfertigt. Nur vereinzelt zeigt sich hier und da noch der Vogelbeerbaum (Eberesche). Auf den höchsten Punkten finden sich nur noch lange Flechten (Teufelsbart), isländisches Moos und wohl- riechendes Veilchenmoos. Dörfer gibt es im eigentlichen Riesengebirge nicht, aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden genannt, gleich den Sennhütten auf den Alpen, nur daß man einige derselben auch im Winter bewohnt (Winterbauden). Man zählt deren wohl an 3000, deren Bewohner Rindvieh- und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche eine Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig, da- neben eine Kammer, und gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, befindet sich der Stall. Das Dach ist mit Schindeln bedeckt und reicht bet den an Bergabhängen stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demselben ist der Futtervorrath und zu- weilen die Schlafstelle für einen Theil der Familie oder der Gäste. Der Reisende findet darin eine gute Herberge.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer