1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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6000 Menschen wohnen. Diese starke Bevölkerung rührt von dem
Gewerbfleiße der Gebirgsbewohner in Sachsen her. Denn das im süd-
lichen Theile Sachsens liegende Erzgebirge, welches, wenn es von
Viehzucht und Ackerbau treibenden Menschen bewohnt wäre, nur sehr
dünn bevölkert sein könnte, ernährt wirklich eine sehr zahlreiche Ein-
wohnerschaft von Bergleuten, Leinwebern, Spitzenklöpplern,
Strumpfwebern und Verfertigern von wollenen Zeugen.
Fehlt es nun an Absatz der dort gefertigten Waaren und somit an
lohnender Beschäftigung, und tritt dazu noch Theurung ein: so entsteht
große Noth, oft noch größere, als unter den Webern in den schlesischen
Gebirgsgegenden. — Das ebenere Land an der Elbe und in der
Gegend von Leipzig ist dagegen fruchtbar und versorgt größtentheils jene
bergigen Gegenden mit seinen Erzeugnissen. Reiche Schätze sind in den Ge-
birgen Sachsens verborgen, weshalb zahllose Bergwerke nach allen Richtun-
gen dieselben durchlöchern. Die reichen Silber gruben bei Freiberg,
Schneeberg und Annaberg waren schon in früherer Zeit bekannt.
Die Hauptstadt des Landes ist Dresden, an Leiden Seiten der
Elbe, über welche hier zwei herrliche steinerne Brücken führen. Dres-
den, mit über 100,000 Einwohnern, ist eine sehr sehenswerthe Stadt,
nicht allein wegen ihrer berühmten Bildergallerie und anderer rei-
chen Sammlungen von Kunstsachen (das „grüne Gewölbe"), sondern
auch wegen der Naturschönheiten in ihrer Nähe. Denn au Leiden
Ufern der Elbe hinauf nach Böhmen zieht sich die sogenannte sächsische
Schweiz, ein Sandsteingebirge mit reizenden Fernsichten, freundlichen
Thälern, schauerlichen Schluchten und Abgründen, welche im Kleinen
ein Bild von den Alpen in der Schweiz geben. Dort liegt, 1400
Fuß hoch, die unbezwingbare Felsenfestung Königsstein mit einem
800 Fuß tiefen Brunnen.
In Hinsicht der Bevölkerung ist Leipzig (Universitätsstadt mit
78,000 Einw.) die zweite Stadt in Sachsen; als Handelsstadt aber
ist sie die erste Stadt Sachsens und eine der bedeutendsten Städte Deutsch-
lands. Ihre Messe, besonders die Ostermesse, wird oft von 10,000
Käufern und Verkäufern besucht. In den Häusern, Gewölben und Buden
beschätigt sich die wogende Menschenmenge mit Kauf und Verkauf von
Waaren und Fabrikaten aller Art. Über 500 Buchhändler führt die
Ostermesse nach Leipzig, wo sie sich auf der Buchhändlerbörse
versammeln und mit einander abrechnen. In Leipzig selbst wohnen
allein an 150 Buchhändler. Leipzig ist auch in der Kriegsgeschichte
merkwürdig; denn wer hätte nicht schon von der großen Völkerschlachr
bei Leipzig am 16., 18 und 19. October 1813 gehört. Außer Leipzig
sind noch zu merken: Freiberg mit einer berühmten Bergakademie
und vielen Silbergruben in der Nähe, Meißen mit der ältesten Por-
zellanfabrik, die bedeutende Fabrikstadt Chemnitz, Bautzen
(1813), Pirna (1756), Hochkirchen (1758), Hubertsburg (1763)
und das Dorf Herrenhut, wo 1722 der fromme Graf Zinzendorf
die Brüdergemeinde gründete.