1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Rheines, Maines und Neckars, ist Darmstadt mit den bedeutendsten
Orten Deutschlands in Verbindung gebracht. Größer als Darmstadt
und für den Handel weit wichtiger ist die alte, am Einfluß des Mains
in den Rhein gelegene Stadt Mainz, die Hauptstadt der Provinz
Rheinhessen. Sie liegt selbst in schöner Gegend, ist zugleich
der Mittelpunkt der Dampfschifffahrt auf dem Ober- und
Niederrhein, so wie auf dem Main, welche von den Reisenden
viel benutzt wird, um die schönen Aussichten an beiden Flüssen zu
genießen. Auch liegt Mainz mitten in dem Bezirke, wo die Rhein-
weine wachsen, auf der einen Seite der Rheingau, auf der andern
die Pfalz. Natürlich also, daß von hier aus viele Versendungen von
Wein geinacht werden. — Auf einem freien Platze der Stadt steht
das Standbild des Johann Guttenberg, eines geborneu Mainzers,
welcher ums Jahr 1440 die Vuchdruckerkunst erfand. Mit Recht hat
man sein Andenken geehrt; denn ohne seine Erfindung würden wir noch
in derselben Unwissenheit leben, wie andere Völker, welche keine oder
wenige Bücher haben. — Am wichtigsten ist Mainz jedoch als gemein-
schaftliche Festung aller Staaten Deutschlands. Um nämlich in
einem Kriege mit Frankreich die Franzosen am Rhein aufzuhalten und
das Innere von Deutschland zu schützen, haben die deutschen Regierungen
mehrere Festungen für gemeinschaftliche oder Bundesfestungen
erklärt, von denen Mainz die bedeutendste ist. Sie ist von öster-
reichischen und preußischen Soldaten besetzt. (Die übrigen Bundes-
festungen sind: Luxemburg im Großherzogthum Luxemburg, Landau
in Rheinbayern, Rastadt in Baden und Ulm in Würtem-
berg.) — Von den Städten des Großherzogthums Hessen
verdienen aber hier noch besonders erwähnt zu werden: die Uni-
versitätsstadt Gießen — und das uralte Worms, eine der geschicht-
lich merkwürdigsten Städte Deutschlands, häufig Residenz Karls
des Großen und berühmt durch den Reichstag (1521), auf wel-
chem Ur. Martin Luther vor Kaiser und Reich das herrliche
Bekenntniß seines Glaubens ablegte. — An Worms knüpft sich
auch die uralte Sage von Siegfried, dem Starken.
Die kleine Landgrafschaft Hessen-Homburg (7*/2 Quadratmeile
mit 26,000 Einwohnern) liegt an der südwestlichen Grenze des nörd-
lichen Theiles vom Großherzogthum Hessen. Getrennt von Hessen-Hom-
burg, aber dazu gehörend, lieat an der südöstlichen Grenze der preußischen
Rheinprovinz noch ein kleines Stück Land mit der Stadt Meisen heim.
— Das Merkwürdigste in der eigentlichen Landgrafschaft ist das vor-
treffliche Mineralbad zu Homburg, wo sich zahlreiche Fremde sam-
meln, um durch den Gebrauch des Gesundbrunnens und durch den Aufent-
halt in der schönen Umgebung ihre Gesundheit zu stärken.
40. Der hörnerne Siegfried.
Siegfried, ein Königssohn aus kanten am Rhein, war so stark
und muthig, daß ihm die Zeit zu lange währte, bis ihm sein Vater
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