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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 135

1864 - Essen : Bädeker
135 scheulich. Darauf urtheilten sie Alle, die Frucht könne wohl für Amerika gut sein, aber in England werde sie nicht reif. Da ließ denn der Gutsherr einige Zeit nachher die Kartoffclsträuche heransreißen und wollte sie wegwerfen lassen. Doch hört! Eines Morgens im Herbste ging er durch seinen Garten und sah in der Asche eines Feuers, das sich der Gärtner angemacht hatte, schwarze, runde Knollen liegen; er zertrat einen, und siehe, der duftete so lieblich, daß er den Gärtner fragte, was für Knol- len diese wären. Dieser sagte, daß sie unten an der Wurzel des frem- den Gewächses gehangen hätten. Nun ging dem Herrn erst das rechte Licht auf. Er ließ die Knollen sammeln, zubereiten und lud dann seine Freunde wieder zu Gaste. Diesen schmeckte das Mahl vor- trefflich, und sie wurden inne, wie sehr der Mensch irren kann, wenn er nur nach dem urtheilt, was an der Oberfläche ist. Wir kehren indeß zu unserer Kartofselblüthe zurück. Wenn ihr die einzelnen Theile derselben genauer ansehet, so werdet ihr finden, daß die Theile des Kelches, der Blumenkrone und die Staubbeutel in gleicher Anzahl vorhanden sind. Fünf am Grunde verwachsene Blät- ter bilden den Kelch, fünf ebenfalls unten miteinander verbundene die Blumen kröne, und fünf haben sich zu Staubfäden gestaltet. Die Kartoffel habt ihr nun schon manches Jahr genossen, und viele Menschen hat sie vielleicht fast allein erhalten. Doch setzen wir uns so oft gedankenlos zu Tische, und lassen uns Speise und Trank munden, ohne daß wir uns die Frage vorlegen: Wie kommt es denn eigentlich, du guter Gott, daß diese Knollen im Stande sind, uns zu ernähren? Solch eine Frage bei Tische ist auch ein stilles Gebet, weil es zum Vater führt; aber Klatschereien über den Nächsten führen nicht dahin. Wenn ihr aus eurem Teller eine Kartoffel zerschneidet, so bemerkt ihr an eurem Messer eine mehlartige Masse. Diese nennt man das Stärkemehl. Wenn die Frau Mutter einmal die rohen Kartof- feln zerreibt, um daraus die Kartoffelklöße zu verfertigen, und ihr euch dazu gesellt aus Neugierde und Ungeduld, daß sie nicht gleich fertig sind, wie der Brei in die Schüssel fällt; so könnt ihr dabei schon etwas lernen, was besser wäre, als daß ihr gedankenlos in den Topf gucktet. Ist nämlich der Brei ausgedrückt vom Saft, so senket sich in der Flüs- sigkeit eine Mehlart. voll glänzendem' Ansehen rasch zu Boden. Das ist die Stärke in reiner Gestalt. Nun besteht die Kartoffel auch noch aus einem faserigen Theile, eben jenem Brei. Das ist das Zellen- gewe-be, das aus Tausenden von Zellen zusammengesetzt ist. In jeder derselben befindet sich das Stärkemehl eingeschlossen, Korn an Korn. Es besteht nämlich dieses Mehl aus imzähligen einzelnen Stückchen, die lvie runde oder eckige Zellen erscheinen. Im Innern lagern bei der Kartoffel viele Schichten kreisförmig um einen Kern, so daß ein Kreis in einem andern steckt. Es ist eine wahre Pracht, dies unter dein Vergrößerungsglase zu schauen. Das Stärkemehl ist der vorzüg- lichste Nahrungsstoff der Kartoffel für das thierische Leben und für die Pflanze selbst von ähnlicher Vedelltung; denn hier ist es die Grund-
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