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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 154

1864 - Essen : Bädeker
154 rath nicht in die Wuth, welche.zu Grausamkeit verleitet, und die Klug- heit vermag letzt im Kriege mehr, als die rohe Körpcrstärke. Doch weit wichtiger ist das Llei durch die Erfindung des Mainzers Johann Guttenberg geworden. Mit einem geringen Zusatz von Spießglanz, welcher dem allzu weichen Blei etwas mehr 'Härte giebt, wird das sogenannte Lettern gut bereitet, aus welchem die Lettern, worauf sich die Buchstaben befinden, gegofien werden. Durch dieses Mittel, und weil man die einmal in Ordnung gesetzten Buchstaben gar viel tausendmal abdrucken kann, und zwar mit einer unbegreiflichen Geschwindigkeit, ist es möglich geworden, Alles, was ein einzelner Mensch gedacht und niedergeschrieben hat, unzählig vielen zu lesen zu geben. Nun weiß jeder, der Lesen gelernt hat, ans der Zeitung, was in Rußland, in der Türkei geschieht; er erfährt, wenn Schiffe ankommen und abgehen, was für neue Waaren die Kaufleute erhalten haben, aber auch, was für Spitzbuben entsprun- gen sind, und wie dieselben aussehen. Was sich aber all' aus Büchern lernen läßt, das ist gar nicht aufzuzählen; denn kein Mensch lernt jemals aus. Bücher giebt es jetzt in allen Häusern; ohne Blei und Buchdruckerkunst wären sie aber den meisten Leuten zu theuer, selbst den wohlhabenden. Und ich glaube, nicht der hunderffte Theil von den Menschen, welche jetzt lesen und schreiben können, hätten dies gelernt, wenn es keine gedruckten Bücher, also auch keine Abc-Bücher gäbe. Wenn das Blei auf diese Weise der ganzen Menschheit nützlich geworden ist, so hat man nicht nöthig, erst anzuführen, daß es auch zu Brunnenröhren gebraucht wird, und daß die weiße Ölfarbe aus Bleiweiß, einer giftigen Verkalkung des Blei's, bereitet wird. 8ä. Geschichte eines Fingerhntes. Wenn der stählerne Fingerhut seine Geschichte erzählen könnte, würde er also sprechen: Vor nicht langer Zeit lag ich tief, tief in der Erde in einem langen, dunkeln Gefängnisse. Ein ganzes Heer von Fingerhüten, die jetzt wohl in alle Welt zerstreut sein mögen, waren meine Kameraden. Aber keiner konnte zu dem andern kommen, jeder mußte für sich bleiben. Wir waren damals noch unansehnliches Eisengestcin und lagen regungslos zwischen den meilenlangen Felswänden unseres Gefängnisses wie hineingegossen da. Wären wir nicht ans Tageslicht gekommen, wir wären immer starres Gestein geblieben. Lange, ach gewiß viele tausend Jahre, mochten wir so dagelegen haben, als wir einstens ein Pochen an der dicken Wand unseres Kerkers vernahmen. Es war so taktmäßig, wie das Picken der Wanduhr hier in der Stube. Gern hätte ich erfah- ren, was das sei; denn obwohl ich damals noch kein Fingerhut mit vielen Augen war, so war ich doch schon etwas neugierig. Zu Zeiten hörte das Picken und Pochen auf; aber dann erdröhnte ein gewaltiger Donner, daß wir alle zitternd zusammenschraken, die Gesängnißmauern mit. Das Klopfen kam mit jedem Tage näher, und eines Tages ver- nahm ich es ganz dicht vor meinen Ohren. Ehe ich's mich versah,
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