1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Rhein errichtet und nöthigten die vorübersteuernden Schaffe, ihnen
hohe Zölle zu bezahlen.' An den Snoßen aber lauerten sie den
Kaufleuten auf, warfen sie nieder, plünderten sie aus, führten sie ge-
fangen fort und gaben sie nicht anders, als gegen ein starkes Lösegeld,
wieder frei. -
Dieser Plackereien wurden die großen und mächtigsten Handels-
städte, Hamburg und Lübeck, endlich müde; und da durchaus kein
Schutz gegen dieses Raubgesindel zu erlangen war, so traten sie mit
einander in einen Bund und beschlossen, sich selbst zu helfen (1241).
Auf gemeinschaftliche Kosten sammelten sie ein bedeutendes Heer und
rüsteten Kriegsschiffe aus, welche die Kauffahrer auf der Elbe in Schutz
nahmen. Die Raubritter hatten nun üble Tage. Ihre Burgen
wurden belagert, zerstört, der Erde gleich gemacht, und die Galgen
mit ihren Personen geziert. Richt besser erging es den Seeräubern;
eine mächtige Flotte lief gegen sie aus, suchte sie- auf, vernichtete ihre
Fahrzeuge, ersäufte ihre Mannschaft. Bald erzitterte Alles vor der
deutschen Hansa; so nannte man diesen Bund, denn in der Sprache
jener Zeit hieß Hansa so viel als Verbindung. Sogar der König
von Dänemark, der gefährlichste Feind der Städte Lübeck und
Bremen, wurde gedemüthigt und genöthigt, die Feindseligkeiten gegen
sie einzustellen.
Als die andern norddeutschen Handelsstädte sahen, wie furchtbar
sich die Hansa gemacht hatte, und wie sicher sie ihren Handel trieb,
da traten viele von ihnen dem Bunde bei. Die ersten waren: Braun-
schweig, Rostock,Wismar, Stralsund, Greifswalde,Kolberg,
Stettin, Stolpe, Anclam, in der Folge auch noch viel mehrere,
wie Berlin, Frankfurt an der Oder, Königsberg, Danzig,
Magdeburg, Soest, Köln rc., im Ganzen über sechzig Städte.
Sie hatten sich nun selbst vor den mächtigsten Feinden nicht mehr zu
fürchten; im Gegentheil, sie führten eine hohe, gebieterische Sprache
gegen sie und wußten ihren Worten Bedeutung zu geben. Wer sich
nicht in der Güte zur Ruhe fügte, der wurde schnell, oft schimpflich,
dazu gezwungen. Mit jedem Jahre verstärkte sich ihr Bund; zur Zeit
seiner höchsten Macht gehörten fünfundachtzig Städte zu demselben.
Sie rüsteten gemeinschaftlich eine Flotte von mehr als 200 Schiffen
aus, hielten ein furchtbares Landheer, führten Kriege mit mächtigen
Fürsten, eroberten ihre Städte und Länder, stießen Könige vom Thron.
Der schwedische König Magnus verlor durch die deutsche Hansa
seine Krone, und dem dänischen König Christoph wurde von
einem Danziger Bürgermeister der Krieg erklärt. Andere Städte und
Länder bemühten sich dagegen um die Freundschaft der deutschen Hansa
und räumten ihnen Schiffe, Waarenlager und Vorrechte ein. So kam
bald ihr Handel in den Niederlanden, in England, in den nordischen
Reichen, in Ost-Europa zum höchsten Flor.
Zu Lübeck wurden die Hansatage, das heißt die Bundesver-
sammlungen, gehalten, bei welchen sich alle Bundesstädte durch ihre