1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Ringe, Schlüssel u. dgl. umherliegen. Die höchst geschmackvolle
Malerei an den Zimmerwänden ist noch frisch, als wenn der Maler
eben erst davon gegangen wäre. Im Theater und auf einer Villa
(Landgut) fand man einen ausserordentlichen Schatz von kostbaren
Statuen von Marmor und Bronze. In einem Zimmer fand man eine
Bibliothek von 1700 Papyrusrollen (gedruckte Bücher hatte man
damals noch nicht); sie waren aber alle verkohlt. Über den Haus-
thüren stehen noch hier und da Inschriften, und in den Buden der
Ölverkäufer die Ladentische. Die Strassen sind enge, die Häuser
niedrig. Ihr Äusseres ist sehr einfach, das Innere desto prachtvoller.
Die Fussböden sind mehr oder weniger mit künstlicher Mosaik
(aus farbigen Steinen zusammengesetzte, unsern Stickereien ähnliche
Gemälde) ausgelegt; die Wände sind mit prachtvollen Gemälden
verziert, Tische und Schränke mit dem schönsten Hausgeräthe. Vor
den Häusern sind noch die Bänke, auf denen sich die Nachbars-
leute zu versammeln pflegten. Ein weibliches Skelett sass an
einem Arbeitstische und hatte einen Knaul vor sich liegen, ein
anderes wurde mit einem Schlüsselbunde in der Hand, ein drittes
auf einer Hühnerleiter stehend, auch ein Soldat auf Wache, ge-
funden, und in den Buden lagen noch allerhand Esswaren: Nüsse,
Weinbeeren, Oliven, eine grosse Pastete; aber natürlich alles ver-
kohlt von der Hitze der Lava.
Wiederholungsfragenl —
Zeichnen und Beschreiben! —
13. Die Türkei und Griechenland.
Im Südosten von Europa, östlich von Italien, Hier jenseit
des adriatischen Meeres, südlich von der Donau, liegt die
Türkei. Die Türken sind eigentlich kein europäisches Volk, und das
schöne Land, welches sie jetzt in Europa bewohnen, die europäische
Türkei, Igehörte in alten Zeiten größtentheils den Griechen. Die
Türken eroberten dieses Land erst 1453. Die Türkei erstreckt sich
aber auch noch über den Südwesten von Asten, und das nennt man die
astatische Türkei. Außerdem stehen Ägypten und andere nördliche
Staaten von Afrika unter dem türkischen Kaiser, welcher der Grost-
fnltan genannt wird. Der ganze Länderumsang des türkischen Reiches
beträgt an 42,000 Quadratmeilen mit mehr als 22 Mill. Einwohnern,-
jedoch kommen auf den europäischen Theil nur 9000 Quadratmeilen mit
Ioi/2 Millionen Einwohnern, die theils Muhamedaner, theils
Juden, größtentheils aber griechische Christen sind; der letzteren
sind fast zehnmal so viel, als der ersteren, die das herrschende
Volk ausmachen und die Städte und Festungen bewohnen.
Das gar fruchtbare Land, obgleich im Ganzen schlecht angebaut,
bringt in manchen Gegenden reichlich Getreide, Reis, Mais, Gemüse,
Wein, Zitronen, Baumwolle, Mohn und Tabak hervor. Das