1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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18. Die Dampfmaschine.
Eine der grossartigsten und nützlichsten Erfindungen, die der
rastlos forschende und unaufhaltsam weiter strebende menschliche-
Seist in der neueren Zeit gemacht hat, ist ohne Zweifel die Erfin-
dung der Dampfmaschinen. Die Eigenschaft des Wassers, durch
Wärme in Dampf sich aufzulösen, hat Anlass zu dieser Erfindung
gegeben Man bemerkte nämlich durch fortgesetzte Beobachtungen
dass das Wasser, wenn man cs über dem Feuer in Dlmst oder
Dampf verwandelt, einen sechszehnhundertmal grösseren
Raum verlangt, als es im tropfbar flüssigen Zustande einnimmt.
Man gewahrte ferner, dass die Wassertheilchen, wenn sie in Dampf
übergehen, sich mit grosser Kraft auszudehnen streben. Auf diese
Wahrnehmung fussend. ist man endlich auf den Gedanken gekom-
men , die ungeheure Kraft des Dampfes den Menschen dienstbar zu
machen, und ein Engländer, Namens James Watt (geb. 1736),
war der erste, der die Dampfkraft zum Treiben einer Maschine
genau regelte. Natürlich war dieser Versuch, wie bei jeder Erfin-
dung , noch mangelhaft. Doch der menschliche Geist rastet nicht.
Hunderte von scharfsinnigen Köpfen sannen über die einmal ange-
regte Sache weiter nach, Verbesserungen folgten auf Verbesserungen,
und so sehen wir denn jetzt, dass die Dampfmaschine ein mächtiger
Ruderer, ein pfeilschnelles, gewaltiges Pferd, ein unermüdlicher
Wasserpumper, ein tausendarmiger Baumwollenspinner, ein
rastloser Weber, ein ausgezeichneter Müller und, wer weiss, was
alles noch ist und sein wird
Eine Dampfmaschine ist ein höchst kunstvoll zusammengesetztes
Werk, und selbst in der ausführlichsten und sorgtältigsten Beschrei-
bung würde dem Leser noch gar vieles dunkel und räthselhaft bleiben.
Deshalb möge es hier an folgenden allgemeinen Umrissen genug sein:
ln jeder Dampfmaschine muss natürlich zuerst eine Vorrichtung an-
gebracht sein, wodurch beständig Wasser in Dampf verwandelt
werden kaun. Deshalb befindet sich an jeder solchen Maschine
ein grosser, langrunder, festverschlossener Kess(‘l, der ungefähr zu
zwei Drittel mit Wasser angefüllt ist. Unter diesem Kessel wird
gewöhnlich mit Steinkohlen gefeuert, und so das Wasser darin zum
heftigsten Sieden gebracht und in Dampf verwandelt. Dieser Dampf
steigt aus dem Kessel durch eine Röhre in einen starken, aus Guss-
eisen verfertigten Cylinder, d. h. in ein langes drehrundes Gelass,
In diesem Cylinder bewegt der Dampf, indem er, vermöge einer
besondern Vorrichtung, abwechselnd bald unten, bald oben einströmt,
einen an die Wände des Cylinders ganz eng anschliessenden Kolben
abwechselnd auf und nieder. An diesem, fortwährend auf- und nieder-
steigenden Kolben ist eine Eisenstange befestigt, die mit dem Kolben
auf- und niedergeht. Diese Stange steht mit ihrem obern Ende wieder
in Verbindung mit dem einen Ende einer andern, welche, gleich einem
Wagebalken auf einem Unterstützungspunkte ruht und wagebalken*