1864 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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thierüberresten, und auf manchen Bergen von Neuholland, die
sehr hoch sind und jetzt viele Meilen weit vom Meere landeinwärts
liegen, sieht man noch jetzt Korallenläumchen aufrecht stehen, und
der ganze Boden sieht so aus, als wenn er plötzlich wäre vom
Meere verlassen worden, von dem er einmal Jahrhunderte lang
bedeckt gewesen war. Aber man braucht nicht so weit zu reisen, um
etwas Ähnliches zu sehen. Auch in und auf unseren Kalkbergen findet
man Korallenarten und Muscheln, die nur im Meere gelebt haben und
gewachsen sein können. Man sieht cs manchen unserer Sandgegenden
an, daß da einmal lange Zeit hindurch Wasser darüber gefluthet haben
muß, was auch die Muscheln in denselben bezeugen; und das Salz,
das manche unserer Berge und Ebenen in sich führen, muß auch noch
aus jener Zeit herrühren, wo ein salziges Meer da stand. >
Das rasche Zurückweichen des Meeres von dem festen Lande
ist übrigens nicht die einzige Veränderung, die mit unserem Erdboden
vorgegangen sein muß. Im Würtembergischen, in Thüringen,
in Braunschweig und an anderen Orten Deutschlands, ferner in
Frankreich und sogar in dem kalten Sibirien hat man Knochen
ausgegraben, die von Elephanten, Nashörnern und anderen sol-
chen Thieren waren, welche nur in sehr heißen Ländern leben können;
dabei auch oft an den nämlichen Orten Palmen, Bambusröhre und
andere Gewächse aus warmen Ländern. Diese Thiere und Pflanzen,
die häufig miteinander, wie noch in ihrem jetzigen Vaterlande vor-
kommen, müssen einmal in jenen jetzt so kalten Ländern gelebt haben.
Es muß also einmal da viel wärmer gewesen sein, als es jetzt ist.
Die Knochen oder andere Überreste von Thieren der Vorwelt, die
man in allen Theilen der Erde, am häufigsten aber in den nördlichen
Gegenden, gesunden hat, gehören fast alle zu den noch lebenden Thier-
geschlechtern, nur sind sie zum Theil größer, als die jetzigen, oder-
weichen auch in der Gestalt von ihnen ab. So hat man die meisten
Gattungen der Säugethiere gefunden, doch nirgends Überreste von
Menschen. Sehr verschieden von den jetzt lebenden Säugethieren
waren: das Mammuthsthier, eine große Elephantenart, mit langen
Mähnen; das Riesenelen, das zentnerschwere Geweihe hatte. Noch
verschiedener von dem gegenwärtigen Thiergeschlechte war das Ohio-
thier (hat seinen Namen vom Ohioflusse in Nordamerika, wo man
es fand); es war so hoch, wie unsere größten Elephanten, aber länger,
hatte große Stoßzähne, aber auch zackige Backenzähne, wie die fleisch-
fressenden Thiere, und war mit langen Haaren bedeckt. Das Riesen-
faulthier muß auch ein gar besonderes Thier gewesen sein. Es war
von der Schnauze bis zum Rücken zwölf Fuß lang und sechs Fuß
hoch und hatte furchtbar lange und scharfe Klauen.
Überreste von Vögeln der Vorwelt hat man im Ganzen noch
wenig gefunden; in größerer Menge aber die Amphibien, und dar-
unter Eidechsen von vierundzwanzig Fuß Länge (in den Nieder-
landen bei Mastricht), ferner Krokodille, so groß, wie die noch jetzt