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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 437

1864 - Essen : Bädeker
437 Sophia, einer ehrsüchtigen, aber der niederträchtigsten Handlungen fähigen Person. Sie wandte sich an die Strclitzen, die regelmässigen Truppen der Hauptstadt. Eine Verschwörung entstand. Natalia und Peter flohen nach einem festen Kloster, 6 Meilen von Moskau. Auch dahin folgten ihnen die Mörder. Nach langem Suchen fanden sie Peter in der Kirche, am Altare knieend. vor ihm die Mutter, die schützenden Arme ausbreitend. Eben wollte ein wüthender Strelitz ihm das Messer in die Brust stossen, als ein anderer ihm zuschrie: „Halt, Bruder 1 nicht hier am Altar 1 Er kann uns ja doch nicht entgehen 1" — Das rettete den Zaren; denn eben war die Reiterei er- schienen und jagte die Meuterer auseinander. Peter versprach Verzeihung, wenn die Anführer ausgeliefert würden. Dreissig wurden hingerichtet; die Ruhe ward wieder hergestellt. Peter wuchs kräftig heran. Sein Lieblingsichrer und Freund wurde Le - fort, ein Kaufmannssohn aus Genf, der nach mancherlei Schicksalen und Reisen endlich nach Moskau gekommen war, und nun dem wissbegierigen Peter von fremden Ländern und Gebräuchen stets erzählen musste. Als er ihm einst die Einrichtung des europäischen Militärs lebhaft beschrieben hatte, sprang Peter begeistert auf und rief: „Das will ich auch versuchen!“ In einem Dorfe bei Moskau errichtete er eine Compagnie von 50 Jünglingen seines Alters: Lefort ward ihr Hauptmann und Peter diente selbst als Ge- meiner; denn nur Verdienst, nicht aber Zufall der Geburt sollte zur Auszeich- nung führen. Dies Alles betrachtete Sophia im Anfang nur als ein Kinder- spiel, bis in ihr der Verdacht aufstieg, es könne doch eine ernstere Bedeu- tung haben. Abermals entwarf sie mit ihren Vertrauten den Plan, Peter mit der Mutter zu ermorden. Peter, zeitig gewarnt, floh wieder nach jenem Klo- ster und rief seine 50 Freunde herzn. Diese mit vielen anderen kamen. Die Verschworenen wagen keinen Angriff. Peter aber lässt die treulose Schwester ergreifen und unter strengem Gewahrsam in ein Kloster bringen. Russland war damals noch nicht das grossmächtige Land, das es jetzt ist. Es hatte weder am schwarzen Meere, wo die Türken, noch an der Ostsee, wo die Schweden herrschten, Häfen. Asow, die bedeutende Hafenstadt, hatten früher die Russen besessen; Peter musste es aber erst den Türken wieder entreissen. Um Seeleute zu gewinnen, sandte er ganze Schaaren jun- ger Leute nach Venedig und Livorno, wo sie den Seedienst erlernen mussten. Doch dies Alles befriedigte seinen Geist noch nicht. Er fühlte, er müsste selbst mit dem Beispiele vorangehen, wenn seine am alten Herkommen kle- benden Russen aus ihrem Schlaf sollten aufgerüttelt werden. Zugleich trieb ihn sein wissbegieriger Geist, fremde Länder zu sehen, fremde Sitten und Einrichtungen kennen zu lernen. Er beschloss daher, eine Gesandtschaft durch einen Theil Europa’s reisen zu lassen und sich unter sie zu mischen, um den Ehrenbezeugungen und Festlichkeiten zu entgehen, die er sonst ab- zustehen gehabt haben würde. Lefort führte die Gesandtschaft. Holland, als der erste Handelsstaat damaliger Zeit, zog ihn vor allen an. In 8aardam, einem grossen Dorfe. Amsterdam gegenüber, wohnte er 7 Wochen lang in einer armseligen Schifferhütte. Jeden Morgen ging er mit dem Beile in der Hand nach den Schiffswerften, arbeitete wie der gemeinste Zimmermann und liess sich Peter Michaeloff nennen. Auch in der Schmiede arbeitete er mit und erlernte auch die Chirurgie. Von Holland ging er nach England, um das englische Seewesen kennen zu lernen, und äusserte bei dieser Gelegen- heit, er wolle eben so gern ein englischer Admiral, als russischer Kaiser sein. Eben war er im Begriff, das Wunderland Italien zu besuchen, als ihn die böse Nachricht traf, dass sich die Strelitzen abermals empört hätten. Er eilte zurück. Als er in Moskau ankam, war durch einen tapfern General der Aufruhr gedämpft. Nun hatte er nichts eifriger zu thun, als seine Pläne zur Bildung seines Volks in Ausführung zu bringen. Er liess nicht nur Bücher aus fremden Sprachen ins Russische übersetzen und Schulen anlegen, son- dern erklärte auch diejenigen, welche nicht lesen und schreiben könnten des
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