1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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wenn die Preise der Nahrungsmittel steigen, dann kommt wohl Hun-
gersnoth über die armen Familien. Auch die Tuchbereitung
aus der von den vielen veredelten Schasheerden gewonnenen Wolle, der
Bergbau und die Hüttenwerke geben wohl Tausenden Beschäfti-
gung, aber doch nur kümmerliche Nahrung. In Schlesien giebt es
viele Festungen und, wie in der Provinz Sachsen, gar manche
Schlachtfelder, von denen ihr später mehr erfahren sollt.
Breslau, auf beiden Seiten der Oder gelegen, ist die Haupt-
stadt von Schlesien, der Sitz des Ober-Präsidenten und des
katholischen Fürstbischofs von Breslau, hat eine sehr besuchte
Universität und mehr als 120,000 Einwohner. Die Stadt Bres-
lau ist gleichsam das Herz der Provinz und steht als Haupt-
handelsplatz durch Schifffahrt, durch Eisenbahnen und Kunst-
straßen mit nahen und fernen Orten nach allen Richtungen hin in
Verbindung. Unter den vielen katholischen Kirchen der Stadt
ist der Dom besonders Lemerkenswerth wegen seines kupfernen
Daches und seines Hochaltars von gediegenem Silber. —
Sehr bedeutend ist der Weltmarkt in Breslau, welcher im An-
fang des Monats Juni jeden Jahres beginnt und 3 bis 4 Wochen
dauert. 30 bis 40,000 Centner Wolle werden dahingebracht und auf
einem öffentlichen Platze unter Zelten oder in nahen Häusern zum
Verkaufe ausgeboten. Weniger bedeutend ist der Herbstwollmarkt,
doch werden auch dann Hunderttausende von Thalern umgeschlagen.
Von den vielen übrigen Städten Schlesiens können hier nur noch
erwähnt werden: Görlitz mit 18,000 Einwohnern, nächst Breslau die
größte Stadt der Provinz — Liegnitz — Grüneberg — Brieg —
und Oppeln; ferner die großen Fabrikdörfer: Peilau — Peterswal-
dau — und Langen-Bilau; endlich die Festungen: Glogau —
Schweidnitz — Glatz — Silberberg — Cosel — und Neiße.
Katholische Lehrer-Seminare befinden sich in Breslau, Glo-
gau und Peiskretscham.
23. Das Riesengebirge.
Die Kuppen des Riesengebirges sind ganz kahl, und die Ge-
hänge und niederen Joche tragen meistens Nadelholz. Über der Höhe
von 3600 Fuß wächst nur noch eine kleine Strecke hinauf die Zwergkiefer,
das niedere Knieholz, aus welchem man in Schlesien allerlei niedliche
Sachen verfertigt. Nur vereinzelt zeigt sich hier und da noch der Vogel-
beerbaum (Eberesche). Auf den höchsten Punkten finden sich nur noch
lange Flechten (Teufelsbart), isländisches Moos und wohlriechendes
Veilchenmoos. Dörfer giebt es im eigentlichen Riesengebirge nicht, aber
viele zerstreute Wohnungen, Bauden genannt, gleich den Senn-
hütten auf den Alpen, nur daß man einige derselben auch im Winter
bewohnt (Winterbauden). Man zählt deren wohl an 3000, deren
Bewohner Rindvieh- und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000
Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, agf