1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Hauptstadt des Landes! — Die Universitätsstadt! — Was wisst ihr von dem
Gebirge Hannovers? — Jeder soll angeben, was er sich sonst noch in Han-
nover gemerkt hat! — Zu welcher Religion bekennt sich der grösste Theil
der Bewohner Hannovers? —
Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — Nennet sie! —
Zeichnet und beschreibet jetzt das Königreich Hannover! —
33. Das Königreich Würtemberg.
‘ (5 )
Das Königreich Würtemberg liegt westlich vom Königreiche
Baiern. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem
Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten
Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und Flüß-
chen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn
die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalksteingebirge
mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen.
Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche eiifft einen
Haupt stamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben
sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf
den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,800,000
Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear-
beitet werden, wenn jeder sein Brod flnden will. Das thun denn auch
die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne
eine neue Heimath, vder treiben auswärts Handel, wie die schwarz-
wälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große An-
hänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische
Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gutmüthig klingt.
Das Land ist mit kleinen Städten übersäet. Die Haupt- und
Residenzstadt aber ist Stuttgart in einem nach dem Neckar zu-
gehenden Thale, welches mit Reben und Obstbäumen reich bepflanzt ist.
Ihre Einwohnerzahl ist auf 48,000 angewachsen, so daß man sie jetzt
zu den großen Städten zählen kann. Besonders bemerkenswerth für
jeden Deutschen ist das dem aus Würtemberg gebürtigen großen Dichter
Schiller errichtete Denkmal. Er allein würde sein Vaterland allent-
halben berühmt machen; darum wäre es undankbar gewesen, wenn man
sein Andenken in der Hauptstadt von Schwaben nicht geehrt hätte.
Außer Stuttgart sind noch die Universitätsstadt Tübingen und die
Bundes-Festung Ulm bemerkenswerth. — Durch ein wohlgeordnetes
Schulwesen hat die würtembergische Regierung sehr viel zur Bildung
des Volkes beigetragen, und eben Würtemberg, das Schwaben-
land, ist es, welches dem deutschen Volke viele berühmte Dichter,
z. B. Schiller, Uhland, Justinus Kerner u. a. gegeben hat.
Neben der Anhänglichkeit an ihre Heimath zeichnen den schwäbischen
Volksstamm auch Anhänglichkeit und Treue gegen den Landesherrn und
gegen die Familie aus. So wird von den Frauen des Städtchens
Weinsberg folgendes berühmte Beispiel der Treue erzählt. Als
nämlich ein deutscher Kaiser die Stadt, welche sich zu seinen Feinden