1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
75
und gelangte so glücklich in die ersten Abtheilungen der Höhle. Beim
weitern Vordringen erlosch ihm aber plötzlich sein Grubenlicht, und er
tappte nun, umgeben von der dichtesten Finsterniß, in diesen furchtbaren
Schlünden umher, vergeblich den Ausgang suchend. Sein Ängstruf
verhallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewoh-
ners zu erreichen. Endlich, nachdem er drei Tage und drei Nächte
lang zehnfach die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte,
erblickte er den rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt
zurückführte. Hunger, Angst und Anstrengungen hatten aber seine
Kräfte so erschöpft, daß er wenige Tage nachher starb. Indessen hatte
er doch noch so viel Besinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse
dieser Höhle aufmerksam zu machen, weshalb sich auch bald mehrere
fanden, die seinen Versuch mit gutem Erfolg wiederholten, die Höhle
aber, ihm zu Ehren, Baumannshöhle nannten. Die Zeit der Ent-
deckung kennt man nicht; doch soll die Höhle schon in der Mitte des
16. Jahrhunderts bekannt gewesen und bereits 1570 von den Grafen
Ernst und Martin von Reinstein besucht worden sein.
Der Baumannshöhle fast gegenüber, also auf dem rechten Bodeufer,
befindet sich eine ähnliche Höhle, welche nach dem auf der Thalwand
sich erhebenden Bielstein die Bielshöhle heißt. Sie wurde 1672
bei Gelegenheit eines Waldbrandes, der den Eingang sichtbar machte,
entdeckt, aber erst 1788 durch den Bergmann Becker zugänglich ge-
macht. Wir haben sie, da sie im Ganzen der Baumannshöhle ähnlich ist,
nicht besucht, sondern setzten nun unsern Weg nach Elbingerode fort.
Wiederholungssragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
33. Thüringen.
Die vier sächsischen Herzogtümer und die zwei schwarzbur-
gischen und zwei reußischen Fürstenthümer.
(17^24.)
Recht in der Mitte von Deutschland liegt Thüringen, ein Land-
strich, welcher schon lange nicht mehr einen einzigen Staat ausmacht,
sondern verschiedenen Herren angehört. Da liegen die Lande des
Großherzogs von Sachsen-Weimar und die der Herzoge von
Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Meiningen,
dazwischen einige preußische und kurhessische Bezirke und die Fürsten-
thümer Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudol-
stadt. Zu diesem Thüringen, dessen Mittelpunkt das darnach benannte
Gebirge, der thüringer Wald, bildet, gehören gar fruchtbare und
gewerbfleißige Gegenden mit schönen, wenn gleich nicht sehr großen
Städten, wovon die vorzüglichsten zugleich fürstliche Residenzen
find: so Weimar im Großherzogthum Sachsen-Weimar —
©Otfa und Koburg im Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha
■— Meiningen im Herzogthum Sachsen-Meiningen — und
Altenburg im Herzogthum Sachsen-Altenburg.