1859 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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pflegen, mögen sie in der Schweiz, im Elsaß, in Schleswig, in
Ungarn re., oder gar in Amerika wohnen.
„Ans Vaterland, ans theure, schließ dich an,
Das halte fest mit deinem ganzen Herzeni
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft;
Dort in der fremden Welt stehst du allein,
Ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zerknickt."
2. Das deutsche Volk.
In Hinsicht der körperlichen Beschaffenheit weichen die Deut-
schen nach den einzelnen Landstrichen stark von einander ab. Rauhere
oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung
tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt man an
den Männern einen hohen, schlanken Muchs. Das Gesicht ist oval, die
Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden.
In Norddeutschland findet man meist blaue und hellgraue, in Süddeutsch-
land vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche
Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Haut-
farbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Großstädterinnen aus.
Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen-
(Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen-
hweiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo
man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend
zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als
in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben,
Baiern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all-
gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der
Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen
und Baiern — Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in
den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im
nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern
— Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das
Rauchen und Schnupfen des Tabaks, allein das Kauen des-
selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklaffe.
Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die
ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten
um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu-
meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt.
Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh-
nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen.
Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen
viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und
übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord-
deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln
liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen.
Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen —
mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen —