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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 191

1859 - Essen : Bädeker
191 Schon kniete brünstig, stillandächtig Der Kaiser vor dem Hochaltar, Mit Grafenkronen prächtig Um ihn die Heldcnschoar; Schon fällt vom Spiel der Lichter Ein rosenfarbner Schein Auf ihre klaren Angesichter: Da tritt der Heide keck hinein. Er staunt, als er die stolzen Paire Mit Karl auf ihren Knieen erkennt, Damit sie himmlisch nähre Das ew'ge Sakrament; Doch staunt er deß' nicht minder, Da sich kein Priester fand, Und sich! Es kamen Engelkinder Im blüthenweißen Lichtgewand. Sie boten zum Versöhnungsmahle Das Sakrament dem Kaiser dar, Das auf smaragdner Schale Sie trugen wunderbar. Und Jubel füllt die Seelen, Der Heiland kehret ein; Es dringt ein Lied aus tausend Kehlen Vom göttlichen Zugegensein I Der Sachse steht betäubt, er faltet Die Hände fromm, sein Aug' ist naß; Das hohe Wunder spaltet Den heidnisch argen Haß. — Hin eilt er, wo der Haufe Mit frohem Blick ihn mißt, „Gieb, Karl, dem Wittekind die Taufe, Daß er umarme dich als Christ!" — (Platen.) 11 Roland. Manche Kriege hat Karl der Große, von tapfern Dienstmannen unterstützt, zur Verbreitung des Christenthums geführt. Selbst bis nach Spanien hin — wo damals arabische Fürsten regierten — trug er seine Waffen. Dieser Feldzug ist in einer alten Sage ver- herrlicht, in der Sage von Roland, einem seiner Getreuen. Als Karl mit den Fürsten seines Reiches auf einem Reichstage zu Pader- born versammelt war, erschien ihm in der Nacht — so erzählt die Sage — ein Engel, der zu ihm sprach: „Eile gen Spanien, wo die Heiden untugendlich in Abgötterei leben, damit du dieses Land gewinnest und die Krone des Himmels erbest. Hier nimm dieses Schwert und dieses Horn und gieb es deinem Neffen Roland, der soll an dieser Heerfahrt das ewige Leben verdienen." — Da machte sich im Jahre 778 Karl auf mit seinen zwölf Helden, unter denen Roland der vornehmste war, und mit vielem Kriegsvolk, daß er dem Heidenthume in Spanien ein Ende mache und das Christenthum mehre. Die Araber wurden geschlagen und Karl be- mächtigte sich in kurzer Zeit der wichtigsten Städte und eroberte fast ganz Spanien. Auf dem Rückzüge aber — als sein Heer mit Beute beladen, zerstreut, langsam und in fröhlicher Sorglosigkeit durch die engen Gebirgsschluchten von Ronceval daherzog, wurde der Nachtrab von den auflauernden Arabern überfallen, beraubt und größtentheils niedergehauen. Hier fiel nebst vielen andern berühmten Helden auch der Ritter Roland, der Liebling des Kaisers. Er war von vier Speeren und vielen Steinwürfen hart verletzt. Da nahm er sein herr- liches und leuchtendes Schwert und gedachte es lieber zu zertrümmern, als den Arabern zu überliefern, und er schlug aus allen Kräften auf einen Marmorstein. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Alsdann nahm er sein Horn und stieß mit solcher Kraft hinein, daß es zersprang und die Adern an seinem Halse zerrissen. Kaiser Karl, der schon 8 Meilen voraus war, vernahm den gewaltigen Schall und kehrte wieder um; aber er fand Roland, die Arme in
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